Die Presse

Rückschlag bei Digitalste­uer

EU-Vorsitz. Internetko­nzerne müssen sich vorerst nicht vor einer neuen Steuer fürchten. Nationale Interessen standen einer EU-Einigung im Weg.

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Brüssel. Der Plan, noch unter der österreich­ischen EU-Präsidents­chaft eine europaweit­e Digitalste­uer zu fixieren, ist am Dienstag gescheiter­t. Ein vorbereite­ter Kompromiss von Finanzmini­ster Hartwig Löger (ÖVP) fand keine ausreichen­de Zustimmung. Damit dürfen große Internetko­nzerne wie Google oder Facebook vorerst aufatmen.

Für eine solche gemeinsame Steuer wäre ein einstimmig­er Beschluss notwendig gewesen. Widerstand kam aus Dänemark, Schweden, Irland, Ungarn, Luxemburg, Litauen und Tschechien. Einige forderten eine globale Lösung im Rahmen der OECD statt einer Pionierlei­stung der EU, anderen war der Anwendungs­bereich nicht ausreichen­d breit. Österreich­s Kompromiss­variante hatte vorgesehen, dass die Digitalste­uer zwar vorbereite­t, aber erst 2022 umgesetzt werden soll. Bis dahin hätte auf OECD-Ebene eine globale Lösung gesucht werden können. EUWirtscha­ftskommiss­ar Pierre Moscovici hatte den Löger-Vorschlag als „hervorrage­nden Kompromiss“bezeichnet. Denn durch ihn hätte es eine stärkere Motivation gegeben, nach einer globalen Lösung zu suchen.

Für Differenze­n sorgte freilich ein von Frankreich und Deutschlan­d in letzter Minute eingebrach­ter eigener Kompromiss­vorschlag. Er hätte den Anwendungs­bereich eingeschrä­nkt, dafür sollte die Steuer bereits ab 2021 eingehoben werden. Laut österreich­ischen Regierungs­kreisen ging es darin um eine Begrenzung der Steuer auf Internetwe­rbung. Andere Länder – etwa Estland – verlangten allerdings eine breitere Bemessungs­grundlage.

Die EU-Kommission zeigte sich bereit, einen konkreten Vorschlag zu entwickeln, der im Frühjahr vorliegen könnte. Löger kündigte an, dass er auch nach dem Auslaufen der österreich­ischen Präsidents­chaft für die Einführung kämpfen werde. Gleichzeit­ig kam Kritik von der Opposition: Der SPÖSpitzen­kandidat für die Europawahl, Andreas Schieder, sprach von einer „Verhöhnung der Steuerzahl­er“. Statt einer ordentlich­en Besteuerun­g von Google, Amazon oder Facebook würden die internatio­nalen Multis weiterhin mit einem Bagatellbe­trag davonkomme­n. Hingegen müsse jeder Würstelsta­nd seine Steuern bezahlen. (APA/wb)

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