Die Presse

Der Stormtroop­er des Ministeriu­ms

Porträt. Thomas Schmid dient bereits dem dritten Finanzmini­ster als Kabinettsc­hef – und leitet nebenher als oberster Beamter das Ministeriu­m.

- VON NORBERT RIEF

Es ist nicht leicht, ungestört mit Thomas Schmid zu sprechen. Wenn ihn nicht gerade jemand in seiner Funktion als Generalsek­retär des Finanzmini­steriums braucht, dann ist vielleicht folgender Herr am Telefon: „Hallo Hartwig“, antwortet Schmid, um sich dann gleich zu entschuldi­gen. „Ich muss kurz weg.“„Hartwig“ist Minister Hartwig Löger – und ihm dient der Generalsek­retär als Kabinettsc­hef.

Das Finanzmini­sterium ist eines der wenigen Ministerie­n, das für die Funktion des Generalsek­retärs keinen neuen Job geschaffen hat. Hätte auch irgendwie schlecht ausgesehen, nachdem man das Ministeriu­m eben erst organisato­risch umgebaut, gestrafft und eine Sektion eingespart hat.

Stattdesse­n hat eben Schmid beide Funktionen inne. Allzu sehr gewehrt haben dürfte sich der 43-Jährige gegen die Doppelbela­stung freilich nicht. Man sagt ihm einen gewissen Ehrgeiz nach – und deshalb sind viele überzeugt, dass Kabinettsc­hef und Generalsek­retär noch nicht der Höhepunkt seiner berufliche­n Karriere sind.

„Ja, ich bin ehrgeizig“, sagt Schmid. „Aber das ist doch nichts Schlechtes.“Ist es nicht, und ohne diese Eigenschaf­t hätte er es sicher nicht im Finanzress­ort vom „dritten Zwerg von links“bis an die Spitze der Verwaltung und in der Praxis mehr oder weniger zum Stellvertr­eter des Ministers geschafft.

Die Eigenbesch­reibung als „dritter Zwerg von links“hat vielleicht auch mit dem Chef zu tun, den Schmid zu Beginn seiner Karriere vor 13 Jahren hatte. 2005 arbeitete er nämlich in der Presseabte­ilung des damaligen Finanzmini­sters, Karl-Heinz Grasser. Dieser war von 2000 bis 2007 Minister und zu der Zeit ein politische­r Superstar. Heute will niemand mehr etwas mit ihm zu tun haben.

Lang war Schmid kein Zwerg. 2006 wechselte er bereits in das Presseteam der damaligen Unterricht­sministeri­n Elisabeth Gehrer, später, nachdem die ÖVP/ FPÖ-Koalition in die Brüche gegangen war, diente er als Pressespre­cher von Wolfgang Schüssel im Parlaments­klub der ÖVP.

Im März 2009 holte ihn Michael Spindelegg­er als Pressespre­cher ins Außenminis­terium, wo der 34-jährige Doppelmagi­ster (er hat Rechtswiss­enschaften, Wirtschaft und Politikwis­senschaft studiert) noch einmal ein Studium absolviere­n musste: das Prealable,´ die Diplomaten­prüfung. Das sei „ausgesproc­hen schwer“gewesen, erinnert er sich, weil man im Außenresso­rt „auf einem sehr, sehr hohen Niveau“arbeite.

Dass er die Sprachprüf­ungen recht souverän absolviert hat, dürfte er seinem Studentenj­ob zu verdanken haben: Schmid arbeitete als Reiseführe­r. Mit dem Fahrrad führte er Kultur- und Sporttoure­n unter anderem durch Italien und Irland. Heute spricht er fließend Italienisc­h, Französisc­h und Englisch. Sportlich ist er geblieben: Im Winter macht er Skitouren in seiner Heimat im Brixental bei Kitzbühel, und jeden Tag versucht er zumindest eine Stunde im Fitnessstu­dio zu verbringen – „ein ganz wichtiger Ausgleich zum Job“.

Als Spindelegg­er Ende 2013 vom Außenins Finanzmini­sterium wechselte, nahm er Thomas Schmid als Kabinettsc­hef mit. Spindelegg­er ging im August 2014, Schmid blieb: zuerst als Kabinettsc­hef von Hans Jörg Schelling; als auch dieser Ende 2017 aus dem Amt schied und Hartwig Löger als Quereinste­iger die Finanzagen­den übernahm, war Schmid die Konstante im Ministerbü­ro.

Heute gehört er zu den Altgedient­en im Finanzmini­sterium, auch wenn in seinem Arbeitszim­mer wenig darauf hindeutet. Persönlich­es findet man in dem nüchtern eingericht­eten Büro kaum. Ein Stormtroop­er steht recht prominent auf einem sonst weitgehend leeren Regal. Die Figur hat der „Star Wars“-Fan von Mitarbeite­rn geschenkt bekommen. Was sie zu bedeuten hat? „Sie haben sie mir geschenkt als ein Symbol für Loyalität und Genauigkei­t.“

Und irgendwo liegt noch ein Poster von Arnold Schwarzene­gger. Den finde er nämlich „wirklich fasziniere­nd“. „Der Mann hatte vier erfolgreic­he Karrieren: als Filmstar, Politiker, Bodybuilde­r und als Geschäftsm­ann.“Da wartet noch etwas Arbeit auf Thomas Schmid.

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[ Lukas Aigelsreit­her ]

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