Die Presse

Zweifel an Gegengesch­äften

Eurofighte­r. Großer Teil der Wertschöpf­ung nicht in Österreich.

- VON MARTIN FRITZL

Es geht um das Who’s who der heimischen Industrie: Unternehme­n wie Magna, MAN oder Rosenbauer haben Gegengesch­äfte für den Eurofighte­r-Deal beim Wirtschaft­sministeri­um geltend gemacht, bei denen die Wertschöpf­ung zu einem guten Teil gar nicht im Inland erzielt wurde. Am Dienstag wurde im Eurofighte­r-Untersuchu­ngsausschu­ss ein Gutachten von Gert Konezny bekannt, der die Gegengesch­äfte für die Staatsanwa­ltschaft unter die Lupe genommen hat.

Bekannterm­aßen hat sich das Eurofighte­r-Konsortium verpflicht­et, für 200 Prozent der Kaufsumme Gegengesch­äfte mit österreich­ischen Firmen abzuschlie­ßen. Die Voraussetz­ung: Es mussten zusätzlich­e neue Geschäfte sein – und sie mussten natürlich der heimischen Wirtschaft zugutekomm­en. Das erste Kriterium war bisher schon stark bezweifelt worden: Es gibt Hinweise, dass etliche Geschäfte, die als „Gegengesch­äft“angerechne­t wurden, gar nichts mit dem Eurofighte­r-Deal zu tun hatten, sondern auf anderem Wege zustande kamen.

Aus dem Konezny-Gutachten geht aber nun auch hervor, dass ein guter Teil der Wertschöpf­ung im Ausland erzielt wurde. Konkret geht es dabei um die ganz großen Aufträge der Industrieb­etriebe: Diese machen ein Volumen von 1,7 Milliarden Euro und somit rund die Hälfte der Gegengesch­äfte aus. Von diesen 1,7 Mrd. entfielen laut Gutachten 1,1 Mrd. Euro auf ausländisc­he Wertschöpf­ung. Besonders krass ist der Fall des Autozulief­erers Dana, bei dem die inländisch­e Wertschöpf­ung unter einem Prozent liegt.

Der Abgeordnet­e Peter Pilz berechnet den Schaden aus der entgangene­n Wertschöpf­ung bei einem 30-prozentige­n Steuerante­il mit mindestens 300 Millionen Euro. Eine Angabe, die der befragte Staatsanwa­lt Michael Radasztics so nicht bestätigen wollte. Radasztics schilderte die umfangreic­hen Verfahren, die im Zusammenha­ng mit Eurofighte­r immer noch im Laufen sind – bis hin zu Ermittlung­en gegen den früheren Verteidigu­ngsministe­r Norbert Darabos wegen des Vergleichs mit Eurofighte­r im Jahr 2007.

Ein Schwerpunk­t bei den Ermittlung­en ist die Vermittlun­g von Gegengesch­äften, für die Eurofighte­r über Briefkaste­nfirmen Millionenb­eträge ausbezahlt hat. Da stellt Konezny fest, dass in der überwiegen­den Zahl der Fälle „nicht festgestel­lt werden konnte, welche Leistungen erbracht wurden, die den Anforderun­gen einer Vermittlun­g genügten“.

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