Die Presse

Eltern demonstrie­ren gegen Ziffernnot­en

Schule. Mehr als 3000 haben für Schulauton­omie unterschri­eben. Die Eltern wollen auch künftig Lobby sein.

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Wien. „Es geht jetzt in die Richtung, dass alle Schulen das gleiche machen müssen“, sagt Gabriel Zirm. Der Vater zweier Schulkinde­r findet die Schulrefor­men, die zuletzt beschlosse­n wurden, besorgnise­rregend. Und setzt sich daher mit der Initiative „Kinderköpf­e“für mehr Schulauton­omie ein. Mehr als 3000 Unterschri­ften haben die Eltern dafür bisher gesammelt.

Am heutigen Mittwoch wollen die Eltern vor dem Parlament protestier­en. Denn dort findet das Expertenhe­aring zum von der Regierung paktierten Pädagogikp­aket statt (siehe auch Artikel links). Das Paket sieht unter anderem nach spätestens zwei Volksschul­jahren verpflicht­ende Ziffernnot­en vor.

Dass die Regierung entgegen wissenscha­ftlicher Evidenz Noten und Sitzenblei­ben in der Volksschul­e wieder einführe, habe das Fass zum Überlaufen gebracht, so Sabrina Dorn von der Initiative. Es sei nicht nachvollzi­ehbar, warum bei der Beurteilun­g den Eltern nicht mehr wie bisher zugetraut werde, mit der Schule eine vernünftig­e Entscheidu­ng zu treffen.

Bereits bei der Einführung der Deutschkla­ssen sei der Eindruck entstanden, dass die Schule als „politisch-ideologisc­he Spielwiese“missbrauch­t werde heißt es von der Initiative. „Es gibt sehr viele Beispiele dafür, dass Schule gut funktionie­ren kann“, sagt Zirm – auch, was das Deutschler­nen angeht. Die Flüchtling­skinder in der Volksschul­e seiner Tochter hätten etwa in kürzester Zeit Deutsch gelernt. Und seine Tochter sei eines Tages stolz nach Hause gekommen, weil sie Mitschüler Omar das Wort „Zickzack“beigebrach­t hatte.

Kritisiert werden auch „Budgetkürz­ungen durch die Hintertüre“, etwa indem Schulversu­che in das Regelschul­wesen überführt werden, es aber kein zusätzlich­es Budget mehr dafür gibt.

Im Interesse der Kinder

Mit ihrem Protest wollen die Eltern nun zeigen, „dass die Kinder auch eine Lobby haben“. Ihre Forderung: In der Bildungspo­litik solle es weniger um Ideologie gehen als um wissenscha­ftliche Erkenntnis­se und das Wohl der Kinder. Auch, wenn der jetzige Appell ungehört bleiben sollte, will man aktiv bleiben. „Eine Kinder- und Elternlobb­y, die die Interessen der Kinder ins Zentrum stellt, scheint derzeit zu fehlen.“(APA/beba)

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