Misswirtschaft in der Kirche?
Kärnten. Die Aktivitäten von Bischof Alois Schwarz in dessen früherem Bistum wurden untersucht. Nach Druck der Bischofskonferenz verzögert sich der mit Spannung erwartete Endbericht.
Der Advent gilt nach christlichem Verständnis als die Zeit des Wartens auf Weihnachten, auf die Geburt Jesu Christi. Gewartet wird in Österreichs katholischer Kirche derzeit aber auch auf deutlich Profaneres, auf ein bisher einmaliges Ereignis, das für Ende November avisiert war.
Der November ist gegangen. Der Dezember ist gekommen. Wo aber bleibt der hier wie dort mit Spannung erwartete Bericht über das umstrittene wirtschaftliche und personelle Wirken von Bischof Alois Schwarz in Kärnten? Konkret geht es um die Aktivitäten des am 17. Mai heurigen Jahres für manche überraschend von Papst Franziskus nach St. Pölten versetzten Spitzenklerikers in seinem früheren Mensalgut Gurk-Klagenfurt.
Dabei handelt es sich um Besitzungen und Firmen, auf die traditionell der Bischof allein Zugriff hat. Der historische Hintergrund: So soll die Finanzierung des bischöflichen Haushalts sichergestellt werden. Der Bischof Kärntens darf wegen des großen Forstbestandes über das vermögendste Mensalgut in Österreich verfügen. St. Pölten, wo Bischof Schwarz nun tätig ist, erweist sich vergleichsweise als bettelarm.
In Kärnten hat Diözesanadministrator Engelbert Guggenberger, der in der Zeit der Sedisvakanz die Diözese bis zum Kommen eines neuen Bischofs leitet, eine Art Untersuchungskommission einge- setzt. Diese sollte vielfältige Vorwürfe und Verdächtigungen gegen den abberufenen Bischof prüfen. Schwarz habe nach Gutsherrenart über das Mensalgut verfügt, zweifelhafte Investitionen getätigt (Stichwort Saunahaus beim Sommersitz des Bischofs) und eine Frau protegiert, die ihm als Mitarbeiterin sehr nahe gestanden sein und einen auffallend großen Einfluss auf ihn ausgeübt haben soll.
Experten haben über den Sommer und Herbst die wirtschaftliche Gebarung des Mensalgutes genauso überprüft wie die Angebote des Bildungshauses St. Georgen am Längsee, wo die nach dem Abgang von Schwarz freigesetzte Vertraute als Leiterin installiert war, und die Performance des angeschlossenen Viersternehotels. Beides befindet sich im Eigentum des Mensalgutes. Für Ende November war die Veröffentlichung der Ergebnisse zugesagt. Das Versprechen wurde nicht gehalten. Weshalb?
Während Bischof Schwarz erst am Montag in der Öffentlichkeit eine „Allianz der Bodenliebhaber“und ein Ende der Bodenversieglung gefordert hat, werden seine Stellungnahmen in den noch immer geheimen Prüfbericht eingear- beitet. Dieser Tage wird am Endbericht gefeilt, das in der bischofslosen Zeit besonders wichtige Domkapitel aus acht Klerikern tritt zusammen. Und: Anfang nächster Woche soll der Bericht mit Verspätung veröffentlicht werden.
Vorausgegangen sind dem überaus diffizile Konsultationen über die hochnotpeinliche Situation im Rahmen und am Rande der jüngsten Herbstkonferenz der Bischöfe Anfang November in der Salzburger Benediktinerabtei Michaelbeuern.
Mit dabei war auch Nichtbischof Guggenberger, der die alles andere als unspektakuläre Untersuchung gegen seinen früheren Bischof angeordnet hat. Er war als Vertreter der verwaisten Diözese entsendet. Und es wird noch geraume Zeit dauern, bis Rom einen neuen Bischof schickt. Denn Nuntius Peter Stephan Zurbriggen, der heute seinen Abschiedsempfang gibt, hat es nicht mehr geschafft, vor seinem Ruhestand die Causa entscheidungsreif zu machen.
Zurück zu Interimschef Guggenberger: In Gesprächen auch mit Schwarz wurde die Vorgangsweise festgelegt. Übrigens: Moderiert wurde das Gespräch zwischen dem unbeugsamen Diözesanadministrator und seinem langjährigen Chef Schwarz von einem psychologisch überaus versierten Mann, einem eingetragenen Psychotherapeuten: Bischof Benno Elbs aus Vorarlberg.