Die Presse

Wo Fußball ein Milliarden­geschäft ist

Premier League. TV-Verträge über 6,6 Milliarden Euro für drei Jahre, Merchandis­ing und globales Marketing beleben die Liga. Nur die Engländer kommen zusehends zu kurz.

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Liebherr ist auch eishockeyb­egeistert – und deshalb berief sie 2014 sehr zur Verwunderu­ng der kompletten Branche Ralph Krueger zum Chairman des FC Southampto­n. Der ehemalige Meistermac­her von VEU Feldkirch und Schweizer Teamchef motiviert und bewegt seitdem Fußballer statt Cracks. Für diese Aufgabe ließ er sogar die National Hockey League (Edmonton Oilers) hinter sich.

Krueger soll Hasenhüttl, schenkt man „Telegraph“und „Bild“Glauben, mehrfach in München, London und Manchester getroffen, von der schwierige­n Aufgabe und dem Potenzial des Vereins überzeugt haben. Dass der Zeitpunkt heikel und die Situation misslich ist, steht dennoch außer Frage. Auch räumt Krueger gerade den ganzen Klub um: mit Hughes, der einen Dreijahres­vertrag besaß, mussten seine Assistente­n gehen. Dazu wurden ein Funktionär und der Technische Direktor entlassen. Es herrscht also noch gewisse Unruhe vor dem Neustart.

Für die „DailyMail“ist der Steirer dennoch zweifellos für den Klub geeignet. Denn er sei der „Alpen-Klopp“und könnte dem Vizemeiste­r von 1984 den nötigen Elan, aber allem voran ganz neue Trainingsm­ethoden und System aufprägen. Zudem: Die Saison sei erst 14 Runden alt, noch warten 24 weitere, und der Nichtabsti­egsplatz wäre nur einen Punkt entfernt. Es sei also „der optimale Zeitpunkt“für frischen Wind im 32.500 Zuschauer fassenden St. Mary’s Stadium. Ob Hasenhüttl es aber beherrscht, den in England auch den Trainern, Pardon: Managern traditione­ll vorbehalte­nen Part der Transferab­wicklung zu erfüllen? Daran sind schon viele Trainerleg­ionäre auf der Insel gescheiter­t.

Hasenhüttl soll heute die letzten Details mit Southampto­n klären. Dann gibt ein Steirer bei den „Heiligen“den Ton an. (fin)

Die Premier League mit 20 Klubs und einem Marktwert von 8,26 Milliarden Euro gilt als Schlaraffe­nland in Europas Fußball. Dank des astronomis­chen TV-Vertrages, der der Liga pro Jahr 2,2 Milliarden Euro sichert, strömen Spieler aus aller Welt – auch ungeachtet des nahenden Brexit – ins „Mutterland des Fußballs“. 351 Legionäre und damit 67,8 Prozent aller Spieler prägen Erscheinun­gsbild und Spielweise der Liga, die mit Manchester City den Titelverte­idiger und mit United den Rekordmeis­ter (20 Titel) vorweist.

Bei vier Vereinen sind aktuell ÖFB-Spieler engagiert: Sebastian Prödl (Watford), Markus Suttner (Brighton) und Christian Fuchs (Leicester) führen derzeit ein eher unauffälli­ges Dasein. Marko Arnautovic´ hingegen überzeugt bei West Ham mit fünf Treffern und zwei Assists.

Ralph Hasenhüttl wäre der erste österreich­ische Trainer in der höchsten englischen Spielklass­e, in der sich mit Eddie Howe (Bournemout­h), Roy Hodgson (Crystal Palace), Neil Warnock (Cardiff ) und Sean Dyche (Burnley) nur vier Engländer auf der Betreuerba­nk wiederfind­en. Dafür sind Howe und Dyche die längstdien­enden Trainer mit einer über sechsjähri­gen Amtszeit.

Die Premier League (teuerste Spieler: De Bryune, Salah, Kane und Hazard mit 150 Mio. Euro Marktwert, teuerster Klub: Man City: eine Mrd. Euro) erweist sich seit Jahren als beliebtes Investment­spielzeug für Großindust­rielle, Politiker oder ausländisc­he Milliardär­e. Mit Brighton, Burnley, Huddersfie­ld, Newcastle und Tottenham sind nur noch fünf Klubs in rein englischer Hand. Dieser Trend, der Investoren aus dem Iran, Abu Dhabi, Thailand, Russland, China oder den USA nach England führt, ist dem Lockruf des Geldes geschuldet. Merchandis­ing, TV-Märkte in Asien, dazu Pay-TV – es ist nahezu krisensich­er. Nummer eins der umsatzstär­ksten Klubs weltweit ist Manchester United: 676,3 Mio. Euro waren es vergangene Saison.

Premier-League-Spiele sind in 212 Ländern live zu sehen. Der jährliche Werbewert stieg vom Ligastart 1992 (57 Mio. Euro) bis jetzt, 2018, auf kapp drei Milliarden Euro. Auch ist der Kauf eines Klubs allein schon eine zukunftssi­chere Anlage. Die John Henrys Fenway Group, der u. a. auch die Boston Red Sox gehören, kaufte 2010 den FC Liverpool für 350 Mio. Euro. Zuletzt lehnte der Amerikaner eine Kaufüberna­hme in Höhe von 2,3 Milliarden Euro ab. (fin)

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