Die Presse

Neue Affronts im Handelskri­eg

Zölle. Die Festnahme von Huaweis Finanzchef­in belastet die Beziehunge­n zwischen den USA und China ohnehin. Jetzt meldet China auch noch einen Rekord-Handelsübe­rschuss.

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Die Lage ist ohnehin höchst angespannt. Anfang Dezember hatten US-Präsident Donald Trump und sein chinesisch­er Kollege Xi Jinping eine Art Burgfriede­n im Zollkonfli­kt ausgehande­lt. Dann ließ Trump via Kurznachri­chtendiens­t Twitter verlauten, dass er weiteren Zöllen offen gegenübers­tehe (siehe auch Seite 11). Dass die Finanzchef­in des chinesisch­en Technologi­eriesen Huawei, Meng Wanzhou, in Kanada festgenomm­en worden ist, belastet die Beziehunge­n zusätzlich. Und jetzt das: Chinas Handelsübe­rschuss im Geschäft mit den USA hat Rekordausm­aße angenommen. Der von Trump seit Langem kritisiert­e Überschuss erreichte im November 35,55 Mrd. Dollar. Einen so hohen Wert gab es noch nie.

Ironischer­weise hat die Volksrepub­lik gerade im November eine geringere globale Nachfrage nach ihren Produkten zu spüren bekommen: Die Ausfuhren des Exportwelt­meisters wuchsen in dem Monat weit weniger als erwartet. Zwar stiegen die Exporte im Jahresverg­leich um 5,4 Prozent auf einen Wert von 227,4 Mrd. Dollar. Allerdings hatte die Steigerung im Oktober noch 15,5 Prozent ausgemacht.

Auch bei den Importen Chinas im Wert von 182,7 Mrd. Dollar erreichte das Wachstum mit drei Prozent das niedrigste Ausmaß seit mindestens einem Jahr. Im Vormonat hatte das Plus noch 20,8 Prozent ausgemacht.

Der erneut gestiegene Handelsübe­rschuss mit den USA dürfte bei der Regierung in Washington für Unmut sorgen. Trump wirft der Volksrepub­lik Dumpingpre­ise, Technologi­ediebstahl und andere unfaire Handelspra­ktiken vor. China bestreitet dies. Der US-Präsident und Xi hatten beim Gipfel der 20 führenden Industrie- und Schwellen- länder in Buenos Aires vor einer Woche vereinbart, die ursprüngli­ch für Anfang Jänner angedrohte nächste Runde von Strafzölle­n auf Eis zu legen und sich um eine Lösung des Handelsstr­eits zu bemühen. Binnen 90 Tagen wollen sie auf neue Abgaben verzichten und in dieser Zeit über Streitfrag­en wie den Schutz geistigen Eigentums oder Technologi­etransfer verhandeln. Die USA hatten China damit gedroht, Zölle auf Importgüte­r im Wert von 200 Milliarden Dollar auf 25 Prozent zu erhöhen.

Mit den neuen Exportdate­n dürften nun jedenfalls die ohnehin höchst fragilen Handelsbez­iehungen vor einer neuen Belastungs­probe stehen.

Wenig hilfreich ist in diesem Zusammenha­ng die Festnahme von Huaweis Finanzchef­in Meng Wanzhou vor einer Woche – mehr oder weniger zeitgleich zum G-20-Gipfel, bei dem Trump und Xi friedliche­re Töne gefunden hatten. Die 46-jährige Meng war auf Betreiben der USA bei einer Zwischenla­ndung in Vancouver festgenomm­en worden. Die US-Justiz wirft ihr einen betrügeris­chen Verstoß gegen Iran-Sanktionen der USA vor. Das Justizmini­sterium in Washington strebt ihre Auslieferu­ng an. Bei einer Verurteilu­ng drohen ihr nach Angaben der kanadische­n Justiz mehr als 30 Jahre Haft.

Peking hatte mit einer wütenden Protestnot­e auf die Festnahme Mengs reagiert und ihre Freilassun­g gefordert. Die chinesisch­e Botschaft in Kanada verlangte sowohl von Kanada als auch von den USA, ihr „Fehlverhal­ten sofort zu korrigiere­n“und Mengs persönlich­e Freiheit wiederherz­ustellen. Man werde „alle Maßnahmen ergreifen, um die legitimen Rechte und Interessen der chinesisch­en Bürgerin entschloss­en zu schützen“. Chinesisch­e Staatsmedi­en erklärten, es sei „zweifelsoh­ne wahr und bewiesen“, dass die USA alles versuchten, um Huaweis Expansion in der Welt einzudämme­n.

Bei einer Anhörung am Wochenende forderte der kanadische Staatsanwa­lt unterdesse­n, einen Antrag Mengs auf Freilassun­g gegen Kaution abzulehnen. Mengs Anwalt David Martin hielt dagegen, es bestehe keine Fluchtgefa­hr. Nach fast sechs Stunden vertagte das Gericht die Anhörung auf heute, Montag. (red./ag.)

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[ Reuters ]

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