Das Problem der Anleger mit dem Handelskrieg
Aktien. Investoren hassen Unsicherheit, und davon gibt es momentan mehr als genug.
Donald Trump hat es geschafft, eine vermeintlich gute Nachricht innerhalb kürzester Zeit in eine schlechte zu verwandeln. Von einem Durchbruch in den Gesprächen zwischen den USA und China war nach dem Treffen des US-Präsidenten mit seinem chinesischen Amtskollegen Xi Jinping zu Monatsbeginn die Rede. Die Investoren reagierten enthusiastisch, die US-Börsen eröffneten die vergangene Woche mit einem Kursfeuerwerk. Schließlich sollen die Streithähne für drei Monate die Importzölle nicht erhöhen, eine Eskalation zum Jahreswechsel ist vom Tisch.
Wenn es nur so einfach wäre. Zweifel an der Ernsthaftigkeit der Verhandlungen wurden schnell wach, zumal die US-Erklärung anders als die chinesische klingt. Peking werde im großen Stil Agrarprodukte aus den USA einkaufen, hieß es hier, Washington keinesfalls anzweifeln, dass Taiwan ein Teil Chinas ist, hieß es da. Nur: Im jeweils anderen Statement war von diesen Punkten keine Rede. Dann griff Trump mit Twitter auch noch zu einer seiner gefürchtetsten Waffen. Er sei eigentlich ein „Tariff Man“, der weiteren Zöllen offen gegenübersteht, verlautete er. Und nach unten ging es, aber wie. Die wichtigsten Indizes brachen um bis zu vier Prozent ein.
Es ist diese Unsicherheit, diese Unkalkulierbarkeit, die nicht nur jeden Kleinanleger verrückt werden lässt. Selbstverständlich ist es prinzipiell gut, wenn die zwei weltgrößten Volkswirtschaften von weiteren Zöllen absehen. Doch Firmen wie der Technologiegigant Apple halten seit Monaten den Atem an, weil sie nicht wissen, wohin die Reise geht. Investitionen in Milliardenhöhe hängen ebenso wie ein vernünftiger Geschäftsausblick eben auch von möglichen Tarifen auf Mobiltelefone und Laptops ab. Manche Analysten halten dieses ständige Hin und Her für geschäftsschädigender, als es weitere Zölle je sein könnten.
Für Investoren stellt sich die Frage, wie man ordentlich planen soll, wenn bis März wirklich alles möglich ist – von einer Beilegung des Streits und einem Kursfeuerwerk bis hin zu einer Eskalation, die schnell einen Bärenmarkt bringen könnte. Hinzu kommt die Tatsache, dass selbst die US-Notenbank Fed nicht mehr sicher ist, was sie 2019 tun soll. Bis vor Kurzem fix eingeplante Zinserhöhungen werden infrage gestellt, was Zweifel an der langfristigen Gesundheit der US-Wirtschaft aufkommen lässt.
Natürlich tun sich für Börsenprofis mit einer starken Meinung große Möglichkeiten auf. Wer sich sicher ist, dass die Weltwirtschaft solide dasteht und außerdem davon ausgeht, dass Trump und Xi ihre Differenzen beiseitelegen und auch bereits erlassene Tarife zurücknehmen, kann einen Indexfonds auf chinesische Aktien oder Futures auf Sojabohnen kaufen. Wer fest damit rechnet, dass es zu einem Drama, verbunden mit einer globalen Rezession, kommt, setzt mit Put-Optionen auf fallende Kurse und lacht sich ins Fäustchen, wenn es dann so weit ist.
Es sollte sich von selbst erklären, dass das Risiko bei solchen Strategien verdammt hoch ist und sich deshalb, wenn überhaupt, nur Experten mit ausreichend Kapital damit beschäftigen sollten. Der herkömmliche Kleininvestor kann sich im Moment eher in Zurückhaltung üben. Das heißt nicht, dass man alle Papiere umgehend verkaufen muss. Gerade nach den zuletzt gesehenen Verlusten sind die Bewertungen an den weltweiten Aktienmärkten wieder halbwegs vernünftig.
Aber es könnte eben auch schlimmer kommen. Dann schadet es nicht, Bargeld auf der Seite liegen zu haben, um nach dem nächsten Kursrutsch wieder einsteigen zu können. Wie immer gilt: Wer sein Geld über einen Horizont von vielen Jahren nicht braucht, kann die Kursschwankungen relativ entspannt verfolgen. Wer jedoch in ein oder zwei Jahren eine große Anschaffung plant, sollte womöglich einen Teil des Geldes aus dem Aktienmarkt abziehen.