Eine Karriere im Eiltempo: Shiffrin jubelt über Double in St. Moritz
Ski alpin. Mikaela Shiffrin gewann nach dem Super-G auch den Parallelslalom – ihr bereits 48. Sieg. Marcel Hirscher sinnierte nach dem Jubiläum über seinen Erfolgsweg.
US-Star Mikaela Shiffrin hat in St. Moritz ihre Qualitäten als Allrounderin neuerlich unter Beweis gestellt. Die 23-Jährige gewann nach dem Super-G auch den Parallelslalom am Sonntag und erhöhte ihre eindrucksvolle Bilanz im Weltcup auf 48 Siege. Erst zum zweiten Mal wurde ein Parallelslalom ausgetragen, wie schon bei der Premiere vor einem Jahr in Courchevel duellierten sich im Finale Shiffrin und die Slowakin Petra Vlhova – und trotz fehlerhafter Fahrt hatte die US-Amerikanerin wieder das bessere Ende für sich. „Es war anstrengend, aber es hat Spaß gemacht. Ich habe Petra in die Augen geschaut und wusste, dass sie das gewinnen will, und zurückgefightet“, erklärte Shiffrin.
Katharina Liensberger belegte als beste ÖSV-Läuferin den vierten Platz, nach der Halbfinalniederlage gegen Shiffrin unterlag die Vorarlbergerin im kleinen Finale der Schweizerin Wendy Holdener. „Ich habe versucht zu zeigen, was ich kann. Auf die Spitze fehlt noch etwas, aber ich hoffe, dass ich bald mal auf dem Podest stehe“, sagte die 21-Jährige nach ihrem besten Ergebnis. Mit Stephanie Brunner (6.), Katharina Gallhuber (9.) und Katharina Truppe (10.) landeten insgesamt vier ÖSV-Damen in den Top Ten.
Parallelbewerbe wie in St. Moritz sollen im Weltcup in Zukunft forciert werden. Das Rennformat mit Qualifikation und K. o.-Phase der Top 32 stieß im Fahrerlager auch auf Anklang. „Man hat kaum Zeit durchzuatmen, aber das macht es auch interessant“, befand Shiffrin. Fast eindreiviertel Stunden Laufzeit für die Entscheidung erscheinen allerdings langatmig, ob es wirklich zwei Läufe im Sechzehntelfinale oder Duelle um die Plätze fünf bis acht braucht, wird die Zeit zeigen.
Shiffrin hält nach diesem Wochenende bei fünf Saisonsiegen und damit mehr als doppelt so vielen wie zum gleichen Zeitpunkt der Vorsaison, die sie mit zwölf Erfolgen abgeschlossen hat. Mit 689 Zählern hat die Titelverteidigerin im Gesamtweltcup zudem doppelt so viele wie Verfolgerin Michelle Gisin (296).
Angesichts solcher Zahlen ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Läuferin aus Vail die Weltcup-Geschichte neu schreiben wird: Angeführt von Ingemar Stenmark (86 Siege) liegen in der ewigen Bestenliste schon jetzt nur noch sieben Athleten vor der zweimaligen Olympiasiegerin, darunter mit Annemarie Moser-Pröll (62) und Lindsey Vonn (82), erfolgreichste Aktive, zwei Frauen. Setzt Shiffrin ihre Erfolgsquote der beiden letzten Jahre mit jeweils über zehn Erfolgen fort, nennt sie den Rekord noch vor ihrem 30. Geburtstag ihr Eigen.
In Val d’Isere erzwang starker Wind die Absage des Herren-Slaloms. Die unfreiwillige Rennpause gab Marcel Hirscher Zeit, einen Meilenstein seiner Karriere zu genießen. Dort, wo er 2009 seinen ersten Weltcupsieg gefeiert hatte, stand er im Riesentorlauf am Samstag zum 60. Mal ganz oben auf dem Podest. „Surreal“fand das der Salzburger und hatte die Faktoren seiner erfolgreichen Karriere doch schnell zusammengefasst: „Nie wirklich krank, nie verletzt, nie ausgefallen. Das ist, glaube ich, schon richtig viel Grund zum Danke-Sagen.“Einmal mehr betonte er die neue Lockerheit als Vater. „Der Wille ist da, aber nicht mehr der Zwang.“
Rennsportleiter Andreas Puelacher sieht in Hirschers Spezialdisziplin derzeit wenig Chancen für die Konkurrenz. „Marcel ist das Maß der Dinge im Riesentorlauf. Vor allem wenn es richtig schwer und anspruchsvoll ist, ist er zur Zeit wahrscheinlich kaum zu schlagen“, erklärte der Tiroler und adelte seinen Star zum „Renntiger“. „Wenn Marcel am Start steht, holt er alles raus, was zum Rausholen ist.“
Ohne Zutun könnte Hirscher seinen 61. Sieg erben und MoserPrölls ÖSV-Rekord bis auf einen Erfolg nahekommen. Der Deutsche Stefan Luitz nutzte beim Triumph in Beaver Creek zwischen den Durchgängen eine Sauerstoffmaske und verstieß damit gegen FIS-Regeln. Ein Disziplinarverfahren läuft. (swi)