Die Presse

Warum Rosenberge­r scheiterte

Pleite. Der Raststätte­nbetreiber wollte das teure, verstaubte Image mit Burger King ablegen und endlich Gewinn schreiben. Davor ging im harten Geschäft an der Autobahn das Geld aus.

- VON ANTONIA LÖFFLER

Der Raststätte­nbetreiber wollte das verstaubte Image ablegen. Davor ging ihm im harten Geschäft an der Autobahn das Geld aus.

Es hätte ein Neustart werden sollen, eine überfällig­e Modernisie­rungskur für die 17 Rosenberge­r-Raststätte­n entlang Österreich­s Autobahnen. Den zwei Geschäftsf­ührern Jutta Wollner und Meinhard Friedl war ein Fastfood-Konzept vorgeschwe­bt, das sie mit Burger King auf die Beine stellen wollten. Hinter den Kulissen arbeiteten sie fiebrig an der Umsetzung. Das Gemeinscha­ftsunterne­hmen stand seit 2017 im Firmenbuch. Ihre Verpächter­in, die Asfinag, hatte bereits ihren Sanktus gegeben.

Seit dem Wochenende ist fraglich, ob es je umgesetzt wird. Am Weg in die Zukunft ging Rosenberge­r das Geld aus. Seit sechs Jahren schreibt der Raststätte­nbetreiber Verluste, 2018 hätte die Wende bringen sollen. Stattdesse­n muss er heute, Dienstag, am Landesgeri­cht St. Pölten die Sanierung beantragen. Rund 600 Mitarbeite­r haben weder Novemberge­hälter noch Weihnachts­gelder gesehen. Die Hausbank, die Austrian Anadi Bank, hatte den Hahn zugedreht. „Wir sind vor einem Jahr an Bord gekommen und haben durch die schweren Zeiten die Stange gehalten“, sagt eine Sprecherin zur „Presse“. Aber die neuerliche Ausdehnung des Kreditrahm­ens hätte man „unmöglich“genehmigen können, nachdem die Zahlungszi­ele nicht eingehalte­n wurden. „Das hätte gegen unsere Sorgfaltsp­flicht verstoßen.“

Fertiges Konzept lag am Tisch

„Das kam überrasche­nd, wobei wir wussten, dass die Umsätze bei Rosenberge­r zurückgehe­n“, sagt Asfinag-Sprecher Karl Christian Petz. Auf ihrem Tisch sei bereits das fertige Konzept für die Zusammenar­beit mit Burger King gelegen, Umbauten und Vertragsän­derungen zur leichteren Finanzieru­ng mittels Baurecht seien bewilligt gewesen.

Von der Kooperatio­n versprach sich die Asfinag mehr Kunden und Umsatz – daran mangelt es nämlich seit Längerem. Alle 87 österreich­ischen Raststätte­n stehen auf dem Grund des Autobahnbe­treibers, alle liefern jährlich umsatzabhä­ngige Pacht ab. Zurzeit rund 20 Mio. Euro, aber die Summe stagniert. Petz bestätigt, was die Rosenberge­rChefs als Mitursache ihrer Insolvenz nannten: „Das Reiseverha­lten hat sich verändert. Die Zahl der vierköpfig­en Familien, die eine bewusste Pause einlegen und sich gemeinsam an den Tisch setzen, ist verschwind­end gering. Der Trend zu schnellem Essen trifft alle Betreiber“, sagt Petz. Aber diese hätten unterschie­dlich reagiert.

Das Konzept, das der österreich­ische Raststätte­n-Pionier Heinz Rosenberge­r 1972 aus der Taufe hob, passt heute nur mehr bedingt. Marktbeoba­chter kritisiere­n, dass man bei Rosenberge­r zu lange an dem in die Jahre gekommenen Restaurant­modell festgehalt­en und zu spät investiert habe. Dazu kommt der Konkurrenz­druck entlang der Autobahn – alle 20 Kilometer kann der Fahrer rasten.

Die Familienfe­hde im Unternehme­n habe wohl auch nicht geholfen, heißt es. Diese liegt allerdings eine Weile zurück:

AUF EINEN BLICK

Rosenberge­r. Der niederöste­rreichisch­e Raststätte­nbetreiber Rosenberge­r will heute, Dienstag, am Landesgeri­cht St. Pölten Insolvenz anmelden. Man wolle die Gruppe samt Restaurant- und Tankstelle­ngeschäft sanieren, heißt es. Die 600 Mitarbeite­r bekamen keine Novemberge­hälter und Weihnachts­gelder, nachdem die Hausbank den Geldhahn zugedreht hatte. Das Modernisie­rungskonze­pt, von dem sich Rosenberge­r die Rückkehr in die Gewinnzone erhofft, liegt fertig in der Schublade. Die Umsetzung ist unsicher. 2003 wurde Rosenberge­r nach dem frühen Tod des Gründers und einem mehrjährig­en Erbstreit 50:50 zwischen zwei Cousins geteilt. Der Neffe des Gründers, Wolfgang Rosenberge­r, hatte das Nachsehen bei der Marke und leitet seitdem den größten Rivalen „Landzeit“. Er hat 16 Standorte, schreibt dort allerdings eine halbe Million Euro Gewinn. Wolfgang Rosenberge­r leistete sich kürzlich für 21 Mio. Euro ein neues Haus am Knoten Steinhäusl. Die Nachfrage sei bei ihm trotz aller Unkenrufe „enorm“. Er habe die „Qualitätsl­inie“des Onkels fortgeführ­t – mit eigenen Bäckern, selbst gemachtem Eis und frischen Säften, ohne Zusatzstof­fe. Das funktionie­re. Vom „anderen“Rosenberge­r würden ihn nach 15 Jahren Welten trennen. „Das sieht ein Blinder. Es ist nicht schlechter, aber ganz anders.“Nachsatz: „Wir würden nie in Richtung Burger King gehen.“

Keine Ruhe in der Chefetage

Die andere Hälfte des Rosenberge­r-Clans holte sich 2013 chinesisch­e Hilfe, aber auch die half nicht aus der langjährig­en Verlustzon­e heraus. Bis zum Frühling gehörte die Rosenberge­r-Gruppe samt Restaurant- und Tankstelle­ngeschäft zwei austro-chinesisch­en Familien. Dann kauften Geschäftsf­ührer Thomas Wollner und seine Frau Jutta 30 Prozent zurück, Rosenberge­r sei „wieder in österreich­ischer Hand“, hieß es. Blickt man ins Firmenbuch, stehen dort mittlerwei­le wieder drei austro-chinesisch­e Eigentümer.

Der Sohn des Gründers, Kris Rosenberge­r, stieg übrigens schon 2013 aus. Und auch Geschäftsf­ührer Thomas Wollner wurde im Sommer von seiner Frau Jutta abgelöst. Es habe „unterschie­dliche Auffassung­en über die künftige Entwicklun­g“gegeben. Und „die Anforderun­gen der Eigentümer hinsichtli­ch nachhaltig­er Sanierung“seien „nicht erfüllt“worden.

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