Warum Rosenberger scheiterte
Pleite. Der Raststättenbetreiber wollte das teure, verstaubte Image mit Burger King ablegen und endlich Gewinn schreiben. Davor ging im harten Geschäft an der Autobahn das Geld aus.
Der Raststättenbetreiber wollte das verstaubte Image ablegen. Davor ging ihm im harten Geschäft an der Autobahn das Geld aus.
Es hätte ein Neustart werden sollen, eine überfällige Modernisierungskur für die 17 Rosenberger-Raststätten entlang Österreichs Autobahnen. Den zwei Geschäftsführern Jutta Wollner und Meinhard Friedl war ein Fastfood-Konzept vorgeschwebt, das sie mit Burger King auf die Beine stellen wollten. Hinter den Kulissen arbeiteten sie fiebrig an der Umsetzung. Das Gemeinschaftsunternehmen stand seit 2017 im Firmenbuch. Ihre Verpächterin, die Asfinag, hatte bereits ihren Sanktus gegeben.
Seit dem Wochenende ist fraglich, ob es je umgesetzt wird. Am Weg in die Zukunft ging Rosenberger das Geld aus. Seit sechs Jahren schreibt der Raststättenbetreiber Verluste, 2018 hätte die Wende bringen sollen. Stattdessen muss er heute, Dienstag, am Landesgericht St. Pölten die Sanierung beantragen. Rund 600 Mitarbeiter haben weder Novembergehälter noch Weihnachtsgelder gesehen. Die Hausbank, die Austrian Anadi Bank, hatte den Hahn zugedreht. „Wir sind vor einem Jahr an Bord gekommen und haben durch die schweren Zeiten die Stange gehalten“, sagt eine Sprecherin zur „Presse“. Aber die neuerliche Ausdehnung des Kreditrahmens hätte man „unmöglich“genehmigen können, nachdem die Zahlungsziele nicht eingehalten wurden. „Das hätte gegen unsere Sorgfaltspflicht verstoßen.“
Fertiges Konzept lag am Tisch
„Das kam überraschend, wobei wir wussten, dass die Umsätze bei Rosenberger zurückgehen“, sagt Asfinag-Sprecher Karl Christian Petz. Auf ihrem Tisch sei bereits das fertige Konzept für die Zusammenarbeit mit Burger King gelegen, Umbauten und Vertragsänderungen zur leichteren Finanzierung mittels Baurecht seien bewilligt gewesen.
Von der Kooperation versprach sich die Asfinag mehr Kunden und Umsatz – daran mangelt es nämlich seit Längerem. Alle 87 österreichischen Raststätten stehen auf dem Grund des Autobahnbetreibers, alle liefern jährlich umsatzabhängige Pacht ab. Zurzeit rund 20 Mio. Euro, aber die Summe stagniert. Petz bestätigt, was die RosenbergerChefs als Mitursache ihrer Insolvenz nannten: „Das Reiseverhalten hat sich verändert. Die Zahl der vierköpfigen Familien, die eine bewusste Pause einlegen und sich gemeinsam an den Tisch setzen, ist verschwindend gering. Der Trend zu schnellem Essen trifft alle Betreiber“, sagt Petz. Aber diese hätten unterschiedlich reagiert.
Das Konzept, das der österreichische Raststätten-Pionier Heinz Rosenberger 1972 aus der Taufe hob, passt heute nur mehr bedingt. Marktbeobachter kritisieren, dass man bei Rosenberger zu lange an dem in die Jahre gekommenen Restaurantmodell festgehalten und zu spät investiert habe. Dazu kommt der Konkurrenzdruck entlang der Autobahn – alle 20 Kilometer kann der Fahrer rasten.
Die Familienfehde im Unternehmen habe wohl auch nicht geholfen, heißt es. Diese liegt allerdings eine Weile zurück:
AUF EINEN BLICK
Rosenberger. Der niederösterreichische Raststättenbetreiber Rosenberger will heute, Dienstag, am Landesgericht St. Pölten Insolvenz anmelden. Man wolle die Gruppe samt Restaurant- und Tankstellengeschäft sanieren, heißt es. Die 600 Mitarbeiter bekamen keine Novembergehälter und Weihnachtsgelder, nachdem die Hausbank den Geldhahn zugedreht hatte. Das Modernisierungskonzept, von dem sich Rosenberger die Rückkehr in die Gewinnzone erhofft, liegt fertig in der Schublade. Die Umsetzung ist unsicher. 2003 wurde Rosenberger nach dem frühen Tod des Gründers und einem mehrjährigen Erbstreit 50:50 zwischen zwei Cousins geteilt. Der Neffe des Gründers, Wolfgang Rosenberger, hatte das Nachsehen bei der Marke und leitet seitdem den größten Rivalen „Landzeit“. Er hat 16 Standorte, schreibt dort allerdings eine halbe Million Euro Gewinn. Wolfgang Rosenberger leistete sich kürzlich für 21 Mio. Euro ein neues Haus am Knoten Steinhäusl. Die Nachfrage sei bei ihm trotz aller Unkenrufe „enorm“. Er habe die „Qualitätslinie“des Onkels fortgeführt – mit eigenen Bäckern, selbst gemachtem Eis und frischen Säften, ohne Zusatzstoffe. Das funktioniere. Vom „anderen“Rosenberger würden ihn nach 15 Jahren Welten trennen. „Das sieht ein Blinder. Es ist nicht schlechter, aber ganz anders.“Nachsatz: „Wir würden nie in Richtung Burger King gehen.“
Keine Ruhe in der Chefetage
Die andere Hälfte des Rosenberger-Clans holte sich 2013 chinesische Hilfe, aber auch die half nicht aus der langjährigen Verlustzone heraus. Bis zum Frühling gehörte die Rosenberger-Gruppe samt Restaurant- und Tankstellengeschäft zwei austro-chinesischen Familien. Dann kauften Geschäftsführer Thomas Wollner und seine Frau Jutta 30 Prozent zurück, Rosenberger sei „wieder in österreichischer Hand“, hieß es. Blickt man ins Firmenbuch, stehen dort mittlerweile wieder drei austro-chinesische Eigentümer.
Der Sohn des Gründers, Kris Rosenberger, stieg übrigens schon 2013 aus. Und auch Geschäftsführer Thomas Wollner wurde im Sommer von seiner Frau Jutta abgelöst. Es habe „unterschiedliche Auffassungen über die künftige Entwicklung“gegeben. Und „die Anforderungen der Eigentümer hinsichtlich nachhaltiger Sanierung“seien „nicht erfüllt“worden.