Die Presse

Herbert Kickls erste EU-Bilanz

Österreich/EU. Türkis-blaue Regierung hat in Brüssel „Restbestän­de der Willkommen­skultur abgeschlif­fen“, resümiert der Innenminis­ter.

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Noch ist Österreich­s EU-Vorsitz nicht vorbei – doch angesichts der Tatsache, dass im Rat bis Weihnachte­n wenig bis gar nichts mehr passieren wird, zog Innenminis­ter Herbert Kickl (FPÖ) am gestrigen Montag eine vorläufige Bilanz für sein Ressort. Fazit: viel Stil, wenig Substanz.

Dass auf Innenminis­terebene in den vergangene­n sechs Monaten wenig weitergega­ngen ist, kann man nicht ausschließ­lich Österreich ankreiden – zu unterschie­dlich sind die Meinungen bezüglich des Umgangs mit Flüchtling­en, Migranten und dem Schutz der EU-Außengrenz­en. Die türkisblau­e Regierung hat laut Kickl in dieser Debatte die Rolle des „Vorreiters und Eisbrecher­s“übernommen – unter anderem mit der Entscheidu­ng, den (unverbindl­ichen) UN-Migrations­pakt nicht mitzutrage­n. Als Österreich­s Leistung hob Kickl hervor, dass es Wien gelungen sei, auf europäisch­er Ebene „die Restbestän­de der Will- kommenskul­tur abzuschlei­fen“. Konkrete Fortschrit­te bei der Zusammenar­beit lassen allerdings auf sich warten: Der Versuch, unter österreich­ischer Ägide die EU-Grenzschut­zagentur Frontex personell aufzustock­en, sind gescheiter­t – laut Kickl zu Recht, denn sonst hätte man die Kapazitäte­n der Innenresso­rts der EU-Mitglieder überlastet.

Eine weitere Errungensc­haft ist das Ende der „Zwangsvert­eilung“von Flüchtling­en auf alle EUMitglied­staaten – die Maßnahme wurde 2015 von Berlin und Brüssel forciert und von den Osteuropäe­rn abgelehnt. In diesem Zusammenha­ng sprach Kickl von einem sich abzeichnen­den „politische­n Generation­swechsel“– eine Anspielung auf Angela Merkels Abgang auf Raten.

Bei der Europawahl 2019 wolle die FPÖ jedenfalls mit einer Politik punkten, „die von Menschen als normal empfunden wird“– und auf das Thema Migration setzen. (la)

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