Ein Armutszeugnis für die österreichische Migrationspolitik
Laut OECD zieht Österreich überproportional viele niedrig qualifizierte Einwanderer an.
D ie OECD hat im Vorfeld des Migrationspaktgipfels in Marrakesch einen umfangreichen Migrationsreport („Settling in 2018 – Indicators of Immigrant Integration“) veröffentlicht und gleich eine positive Stellungnahme ihres Generalsekretärs Gurria nachgeschoben: Alles paletti, die Integration kommt gut voran, der Anteil gut ausgebildeter Migranten in den Industrieländern nimmt zu.
Ganz im Sinne des Pakts, in dem sich seine Akklamateure ja nicht verpflichtend verpflichten, Migration „faktenbasiert“nur noch in den schönsten Farben zu malen. Österreich hat den Pakt zum Glück nicht abgenickt, sodass wir einen vorbehaltlosen Blick in die Tiefen dieses wirklich umfangreichen Werks werfen können, ohne dass die Regierung gleich nicht verpflichtend verpflichtet werden könnte, finanzielle Repressalien gegen die „Presse“zu verhängen.
Dort sehen wir: Gurria hat recht – solange wir von Ländern mit konsistenter und strikter Einwanderungspolitik sprechen. Etwa von Kanada oder Australien. Dort ist der Anteil der Akademiker mit ausländischen Wurzeln höher als der der Inländer, der Anteil der Migranten mit niedriger Qualifikation geringer als der der inländischen Bevölkerung, die Beteiligung auf dem Arbeitsmarkt jedenfalls nicht schlechter als die der „locals“.
Ganz anders sieht das in der „Peer Group 3“aus: Dort hat die OECD Länder zusammengefasst, die relativ ungeregelte Migration zugelassen oder bewusst auf niedrig Qualifizierte gesetzt haben. Entweder wegen ihres kolonialen Erbes, wie Belgien, Frankreich und die Niederlande. Oder wegen des bewussten Anwerbens von niedrig qualifizierten Gastarbeitern in den 60er-Jahren und wegen des überproportionalen Anteils an „humanitärer Migration“ab 2016. Darunter fallen Deutschland und Österreich.
In dieser Gruppe ist alles anders: Migranten sind hier weit überproportional im niedrig qualifizierten Bereich beschäftigt und weit überproportional von Arbeitslosigkeit betroffen, während der Anteil der migrantischen Akademiker deutlich unter dem der ansässigen Bevölkerung liegt. In erfolgreichen Ländern gibt es kaum Unterschiede in der Beschäftigungsquote von Migranten und Nichtmigranten. In der „Peer Group 3“ist die Beschäftigungsquote der im Nicht-EU-Ausland geborenen Menschen um 22 Prozentpunkte (!) unter jener der Einheimischen. D ie vage Vermutung, dass wir die falschen Migranten hereinholen und damit (siehe niedrige Beschäftigungsquoten) unsere Sozialnetze unnötigerweise überdurchschnittlich dehnen, ist jetzt sozusagen OECDamtlich. Allerdings auch, dass wir die Potenziale derer, die da sind, nicht entsprechend nutzen: Nirgendwo sonst ist der Anteil der hoch Qualifizierten, die unter ihren Fähigkeiten eingesetzt werden, so hoch wie in dieser Gruppe. Und, wohl als Konsequenz aus dem Ganzen: Nirgendwo sonst identifizieren sich Migranten mit dem Aufnahmeland so wenig wie in – Österreich.
Anders gesagt: Die Migrationspolitik bis 2017 (so weit reicht die Studie) hat in Österreich völlig versagt. Zeit, dass man die jetzt wirklich radikal im Interesse des Landes umgestaltet. Best-Practice-Beispiele finden sich in der Studie ja einige.