„Ich bin Tierpräparatorin, keine Jägerin“
Popsatire. Eine gewisse „Hyäne Fischer“singt im perfekten Lodentrachtenlook und mit 1930er-Jahre-Haarschnitt über Blut, Freundschaft, Ewigkeit. Und will damit Österreich beim Song Contest in Israel vertreten. Wir erreichten sie per E-Mail.
Sie hat Großes vor. Hyäne Fischer will Österreich im kommenden Jahr beim Song Contest in Israel vertreten. Ihre Bewerbung gab sie vor zwei Wochen mit der Veröffentlichung ihres Lieds „Im Rausch der Zeit“bekannt. Das perfekt gemachte Video wurde auf YouTube über 140.000 Mal aufgerufen. Die bisher völlig Unbekannte singt im Kreis ihrer ähnlich adrett gestylten Freundinnen Zeilen wie: „Siehst du den Nebel in den Bergen steh’n / Spürst du den Sturm, er wird wieder vergeh’n / Hörst du den Wind, er singt ein altes Lied.“Da wollten wir doch ein bisschen mehr wissen . . .
Die Presse: Ein persönliches Interview ist nicht möglich, wegen der „Zeitverschiebung“, schrieb Ihre Managerin – in welchen Dimensionen bewegen wir uns da? Hyäne Fischer: Im Rausch der Zeit natürlich! Nein, Tatsache ist, dass die Vorbereitung zum Song Contest natürlich viel Zeit in Anspruch nimmt, vor allem wenn man so wie ich ein „Ein-Frau-Betrieb“ist. Der ganze Presserummel ist ja auch wie ein Sturm über mich hereingebrochen. Wie es wohl Stars geht, die das über Jahrzehnte machen? Dazu kommen noch viele Auslandstermine, ich bin derzeit einfach sehr viel unterwegs.
„Im Rausch der Zeit“heißt ja auch Ihr Lied, in dem Sie von Flammen im ewigen Eis und Blut aus dem goldenen Kreis singen. Welche Symbolik bemühen Sie da – Fantasyfilme oder Heimatfilme? Ich habe natürlich wie so viele „Game of Thrones“gesehen, aber meine Sprache und die Symbolik beziehen sich eher auf literarische Vorbilder, von deren Virtuosität ich weit entfernt bin. Seit vielen Jahren lese ich immer wieder die Werke von Rahel Varnhagen. Sie sagt: „Die Natur hat tausend Freuden für den, der sie sucht und mit reinem Herzen in ihren Tempel tritt“, das ist irgendwie mein Motto für das Video zu „Im Rausch der Zeit“geworden.
Sie sind über Nacht berühmt geworden, Sie haben den Text selbst geschrieben, die Musik, das Video gedreht, schon sehr professionell für ein Erstlingswerk. Gibt es auch so etwas wie ein „Frühwerk“? Natürlich gibt es das, und glauben Sie mir, ich habe meine Möglichkeiten, um sicherzustellen, dass es nie das Licht der Weltöffentlichkeit erblicken wird! Ich bin Perfektionistin, ich überarbeite meine Projekte wirklich oft, bevor ich mit mir selbst zufrieden bin. Ich habe meine ersten Videos auf Familienreisen gedreht, da hat man ein wohlwollendes Publikum und kann ungestört experi- mentieren, das hat meine Wahrnehmung geschärft.
Der Erfolg war ja enorm. Welches Tier musste denn dran glauben? Ich meine: Sie geben an, Ihre Inspiration bei der Tierpräparation zu bekommen, die Sie von Ihrer Großtante Margit gelernt haben. Aber nein, ich bin Tierpräparatorin und keine Jägerin, dafür liebe ich Tiere viel zu sehr. Ich präpariere Tiere, die zu mir gebracht werden von Leuten, die sich von ihrem geliebten Haustier und treuen Begleiter nicht trennen wollen. Es ist eine Arbeit, bei der man sehr konzentriert und genau arbeiten muss, sie macht auf eine angenehme Weise das Gehirn leer und man macht jemandem damit ein Geschenk, das lange Zeit Freude bereitet.
Ihre Hobbys sind schon sehr exzentrisch, Tanzen okay, aber Waffenkunde? Hatten der ebenfalls von Ihnen angegebene Geburtsort, Wiener Neustadt, und die Militärakademie da frühen Einfluss? Wissen Sie, das ist in Österreich überhaupt kein exzentrisches Hobby, vielleicht haben Sie da einfach auch ein falsches Bild von jungen Frauen. Ich habe sogar einmal damit geliebäugelt, nach Feistritz ins Internat zu gehen und die HTL für Waffen und Sicherheitstechnik zu besuchen. Die Waffenindustrie ist ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor in Österreich und war es auch schon immer, da wird nur nicht so gern drüber gesprochen und geschrieben. Jedenfalls habe ich letztlich mein anderes Hobby zum Beruf gemacht, und so ist mir die Waffenkunde für die Freizeit geblieben. Sie ist eng mit der Geschichte Österreichs verknüpft, die Landstreitkräfte Österreich-Ungarns waren ja kein Kindergeburtstag, sondern weltweit auch in der Waffenentwicklung Vorreiter. Man vergisst das gern bei der kitschigen k & k Verklärung um einen onkelhaften Kaiser, das war ein Polizeistaat.
Wie war es, mit dem Namen Hyäne dort in die Schule zu gehen? Und beim Maturaball zu singen, wie Sie anführen? Haben Sie schon einmal an eine Namensänderung, etwa in Helene gedacht? Ähnliches könnte ich Sie fragen, vor allem im Ausland wird man mit dem schönen Namen Almuth, wenn man dazu auch noch aus Österreich kommt, sicher oft auf „Sound of Music“oder „Heidi“angesprochen. Da muss man und frau drüberstehen, nicht wahr?
Es wird gemunkelt, dass Sie aus dem Umkreis der linken feministischen Burschenschaft Hysteria stammen. Stimmt das? Ich freue mich über die Unterstützungsbekundung der Burschenschaft Hysteria. Wem ich tatsächlich alles verdanke, ist mein kleines Team, das im Hintergrund alles gibt!
Ihre Botschaft sei es, die Welt ein bisschen besser zu machen. So wie in dem Video? Ist das Ihre Vision? Ihre Utopie? Eine Gruppe feiernder Frauen? Definitiv!
Zum Song Contest: Hat sich der ORF schon gemeldet wegen einer Song-Contest-Teilnahme? Was sind Ihre nächsten Schritte in diese Richtung? Wie Sie sicherlich wissen, wählt der ORF intern und meldet sich im Vorfeld nicht. Ich bin überzeugt, dass ich Österreich in Tel Aviv nach allen Regeln der Kunst vertreten würde, oder haben Sie schon andere Kandidatinnen für den ESC 2019 interviewt?
Noch nicht. Also besten Dank und Adieu.