Strizzis, Falco und das Kokain
Fernsehen. Der ORF-Krimi „Achterbahn“spielt im Wien der Ganoven und korrupten Polizisten. Das ist deftig, amüsant und großartig besetzt.
Vilser ist ja auch die Karikatur des gestressten Vaters, der keine Zeit für seine Kinder hat. Kennen Sie das Problem? Ja, das Problem kennt jeder; jeder Vater, jede Mutter, ob viel oder wenig unterwegs, das heutige Leben überfordert uns alle irgendwie. In dem Fall allerdings ist es schon auf die Spitze getrieben, weil Vilser seinen Sohn fast nur von seiner Alimente-Abbuchung kennt. Und plötzlich drängt sich des Lebens Wahrheit wie ein Kopfschuss in sein Hirn und seine Wahrnehmung.
Sandro Eder meistert die Rolle des Sohnes wie ein Profi-Schauspieler. Wir haben ihn alle getragen und haben ihn aufgenommen und versucht, ihm jegliche Kinderdarsteller-Verkrampfung zu nehmen. Er war ein lustiger Bursche und sehr offen. Ich erinnere mich gern an ihn.
In „Achterbahn“geht es um das organisierte Verbrechen, Drogenkonsum, Korruption. Und Major Vilsner ist mit Leuten „verhabert“, mit denen man besser keinen Kaffee trinken sollte. Aber hinter dem Augenzwinkern des Films steckt ein sehr ernstes Problem – nicht nur in Österreich. In der Tat. Aber diese Erkenntnis gibt’s ja nicht erst seit gestern. Der Grenzbereich ist schwierig zu erkennen, auch für einen selbst. Gerade in der Kriminologie wissen wir, dass man immer Informanten braucht – dass man mit mindestens einem Fuß im Mi- Regisseur Wolfgang Murnberger blickt wieder einmal tief in die österreichische Seele – diesmal in die der Wiener Halb- und Unterwelt, wo eine Hand die andere wäscht, auch wenn die eine einem Strizzi und die andere einem Polizisten gehört. Im ORF-Landkrimi „Achterbahn“bekommt der koksende Major Vilser erst einen jungen Kollegen als Beiwagerl, dann steht auch noch sein Sohn vor der Tür – er soll wenigstens die Weihnachtsferien mit seinem Vater verbringen. Und die Kollegin von der Antikorruptionsbehörde hat Vilser auch schon im Visier – sie will über ihn das korrupte Männernetzwerk aushebeln, das ihr die Karriere versaut hat. Ein tiefer Blick also, der so manchen wunden Punkt der Wiener Seele findet . . .
Die Dialoge sind deftig (Drehbuch: Rupert Henning), oft auch amüsant – allein die Namensgebung ist so was von Wienerisch! „Da Zoarte“hat mindestens 150 Kilo, „die Schoko“trägt ihren Spitznamen wegen der Hautfarbe, „der Inschenör“hat als Ganove offenbar den Beruf verfehlt. Als Kulisse dienen Murnberger der Wurstelprater, der Gür- tel, einschlägige Bars und das „Cafe´ Defizit“im 17. Bezirk. Alles wirkt ein wenig versifft, angestaubt, ziemlich nah am Balkan – nicht nur, weil „die Albaner“wieder im Geschäft sind. Und Falco singt: „Ganz Wien ist heut auf Heroin, ganz Wien träumt mit Mozambin. ganz Wien greift auch zu Kokain . . .“
Die Schauspieler sind hervorragend. Tobias Moretti gibt den immer maulenden Major Vilser, der Schulden beim „Paten von Wien“(Wolfgang Böck) hat. Dieser züchtet die Rinder, die er der feinen Wiener Gesellschaft in seinem Steakhaus kredenzt, in biologischer Landwirtschaft. Das Erlegen gefällt ihm besonders – er erledigt das „ohne prämortale Belastungszustände“mit dem Jagdgewehr direkt auf der Weide. Und Christopher Schärf glänzt, wie schon in der „Tatort“-Episode „Her mit der Marie!“, als großmäuliger Kleinganove, der im Ferrari mit 150 km/h durch die Prater-Hauptallee brettert. Christopher Schärf glänzt als Ganove