Die Presse

Hofburg zittert vor Empfang für Diplomaten

Nordkoreas Botschafte­r wird statt des pensionier­ten Nuntius sprechen. Außer, der Papst schickt noch rasch einen neuen.

- VON DIETMAR NEUWIRTH

Selten waren die Augen in der Wiener Hofburg so intensiv nach Rom gerichtet wie dieser Tage. Die Bundespräs­identschaf­tskanzlei wartet auf eine vordergrün­dig eher unspektaku­läre Entscheidu­ng von Papst Franziskus: Wer wird als Nuntius nach Wien gesendet – und vor allem wann?

Und erfolgt dies rechtzeiti­g für den Neujahrsem­pfang, den Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen traditione­ll gibt? Am 8. Jänner ist dafür längst der Zeremonien­saal in der Wiener Hofburg reserviert. Wie jedes Jahr wird zuerst der Doyen des Diplomatis­chen Corps eine Rede an alle in Österreich akkreditie­rten Vertreter von Staaten und den Bundespräs­identen richten. Danach spricht Alexander Van der Bellen.

Doyen der Diplomaten ist der amtierende Apostolisc­he Nuntius. Seit 2009 war dies der gebürtige Schweizer Erzbischof Peter Stephan Zurbriggen. Derzeit sind die Amtsräume des vatikanisc­hen Botschafte­rs im Palais in der Wiener Theresianu­mgasse jedoch verwaist. Nach der Pensionier­ung Zurbriggen­s am 30. November führt Nuntiaturr­at George Panamthund­il interimist­isch die Geschäfte. Kardinal Christoph Schönborn hat zuletzt in Rom für die baldige Berufung eines Nuntius intervenie­rt – mit ungewissem Erfolg.

Ist das Amt des Nuntius vakant, kommt beim Neujahrsem­pfang dem Protokoll entspreche­nd der Vizedoyen als Redner zum Zug, der dienstälte­ste in Wien stationier­te Diplomat. Und das ist der Botschafte­r Nordkoreas. Kim Kwang Sop residiert hier seit 25 Jahren unweit des Schlosses Schönbrunn. Und: Dessen Ehefrau ist eine Tante des nordkorean­ischen Machthaber­s, Kim Jong-un.

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