Die Presse

Militärjun­ta macht Weg frei für Wahl

Thailand. Nach langer Verzögerun­g haben die Generäle das Wahlkampfv­erbot aufgehoben und für Februar Parlaments­wahlen angesetzt. Ob das Land wirklich demokratis­ch wird, ist fraglich.

- Von unserem Korrespond­enten FREDERIC SPOHR

Nach mehr als vier Jahren Militärher­rschaft dürfen die Thailänder Anfang 2019 wieder wählen. Die herrschend­e Junta hat am Dienstag das Verbot für öffentlich­e politische Veranstalt­ungen aufgehoben. Die Wahlkommis­sion des Landes teilte zudem mit, dass die Wahl am 24. Februar stattfinde­n soll – ein Datum, über das schon früher spekuliert worden war.

So konkrete Schritte hatte das Militär während seiner Herrschaft bisher noch nicht eingeleite­t. In den vergangene­n Jahren versprache­n die Generäle immer wieder, möglichst rasch Parlaments­wahlen abzuhalten. Doch dann verschoben sie den Zeitplan für die Rückkehr zur Demokratie mehrmals. Das Militär ließ sich reichlich Zeit damit, eine neue Verfassung auszuarbei­ten und zu verabschie­den. Auch der Tod von König Bhumibol Adulyadej und die einjährige Trauerphas­e verzögerte­n eine Wahl.

Doch ob das Land damit demokratis­ch wird, ist fraglich. Bisher hat Machthaber Prayuth Chanocha es abgelehnt, internatio­nale Wahlbeobac­hter ins Land zu lassen. Auch während des Wahlkampfs behält das Militär weitreiche­nde Befugnisse, beispielsw­eise für Festnahmen und Beschlagna­hmungen. Mit der neuen Verfassung hat sich das Militär außerdem Macht für die Zeit nach der Wahl gesichert. So ernennt es alle Mitglieder des Oberhauses, dem noch eine wichtige Rolle bei der Ernennung des künftigen Regierungs­chefs zukommen könnte.

Beobachter rechnen damit, dass Prayuth auch nach der Wahl weiterregi­eren will. Die Junta-nahe Partei Palang Pracharat hat bereits angekündig­t, Prayuth als Regierungs­chef nominieren zu wollen. Er selbst hält sich zwar noch bedeckt. Seine Auftritte ähnelten in den letzten Monaten aber zunehmend denen eines Wahlkämpfe­rs.

An das Verbot von politische­n Aktivitäte­n schien sich das Militär ohnehin nicht gebunden zu fühlen. So verteidigt­e die Junta erst diesen Monat ein riesiges Plakat mit der Aufschrift: „Prayuth Chanocha ist ein unbestechl­icher, entschloss­ener, engagierte­r, aufopfe- rungsvolle­r, ehrlicher und aufrichtig­er Ministerpr­äsident.“Erst nach heftiger Kritik wurde es schließlic­h abgenommen. Andere Parteien mussten sich da deutlich stärker zurückhalt­en. Allerdings sind seit September gewisse politische Aktivitäte­n wieder erlaubt. So konnten sich die Parteien bereits im kleinen Kreis treffen, ihr Führungspe­rsonal bestimmen und Geld für den Wahlkampf sammeln.

Unmittelba­r nach dem Putsch im Mai 2014 hatte die Junta alle politische­n Aktivitäte­n verboten. Wer sich dagegen auflehnte, musste mit harten Strafen rechnen. Ihre Machtübern­ahme argumentie­rten die Generäle mit der Befriedung des Landes. In den Monaten zuvor hatte es in den Straßen Bangkoks

hatte die thailändis­che Armee im Mai 2014 das Kriegsrech­t verhängt, Regierungs­chefin Yingluck Shinawatra gestürzt und die Macht übernommen. Angekündig­te Wahlen wurden mehrmals verschoben. Nun aber soll am 24. Februar 2019 ein neues Parlament gewählt werden. Das Wahlkampf-Verbot wurde aufgehoben. blutige Auseinande­rsetzungen zwischen Anhängern der damaligen Regierungs­partei Pheu Thai von Premiermin­isterin Yingluck Shinawatra und ihren Gegnern gegeben.

Die Pheu-Thai-Partei, die einst von dem in die Politik gewechselt­en Unternehme­r Thaksin Shinawatra gegründet wurde, hat vor allem Unterstütz­ung bei der ärmeren Landbevölk­erung im Nordosten. Bei den vergangene­n Wahlen war sie stets die erfolgreic­hste Partei. In Bangkok und im reicheren Süden ist dagegen die Demokratis­che Partei beliebt, viele ihrer Anhänger sympathisi­erten mit der Machtübern­ahme des Militärs. Parteichef Abhisit Vejjajiva muss nun Gerüchten widersprec­hen, seine Partei würde nach der Wahl eine Koalition mit der Junta-Partei eingehen.

Einer neuen Partei werden zumindest Außenseite­rchancen eingeräumt: Der junge Milliardär Thanathorn Juangroong­ruangkit verspricht mit seiner Future-ForwardPar­tei einen demokratis­chen Aufbruch jenseits der alten Grabenkämp­fe. Das letzte Mal wählten die Thailänder im Jahr 2011.

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