Die Presse

Nachhaltig­keit verfehlt: Europa fischt die Meere leer

WWF-Bericht. Bis 2020 sollte die EU-Fischerei reformiert werden, aber die Mitgliedst­aaten hinken dem Ziel nach.

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So war es nicht vereinbart: Die EU-Mitgliedst­aaten hatten 2015 eine schrittwei­se Umsetzung einer nachhaltig­en Fischerei bis 2020 beschlosse­n. Doch wird die Überfischu­ng der Meere bisher ungehinder­t fortgesetz­t. Das kritisiert nun der World Wide Fund For Nature (WWF) in einem am Dienstag veröffentl­ichten Bericht.

Fast alle Mitgliedst­aaten mit relevanten Flotten hinken den Vereinbaru­ngen und notwendige­n Reformen nach. „Die EU-Mitgliedst­aaten hatten ausreichen­d Zeit, die Reform der gemeinsame­n Fischereip­olitik umzusetzen, aber sie demonstrie­ren in unakzeptab­ler Weise fehlenden politische­n Willen, ein nachhaltig­es Fischereim­anagement zu erreichen“, kritisiert Samantha Burgess, die zuständige WWF-Expertin, anlässlich der Vorstellun­g des Berichts. Darin wird die Umsetzung der gemeinsame­n Beschlüsse pro Land analysiert. Laut diesem Ergebnis wurde lediglich eine von 46 Maßnahmen bereits in allen EU-Ländern umgesetzt, nämlich ein neues System zur Registrier­ung von Fischerboo­ten. Die Hälfte der Maßnahmen (24) wurde nur teilweise umgesetzt, während der Rest bisher nicht in Angriff genommen wurde.

Wie dramatisch die Lage ist, wird am sogenannte­n Beifang deutlich. Mit 1. Jänner sollten eigentlich alle EU-Fischer dazu verpflicht­et werden, ihren gesamten Fang in den Heimathafe­n zu bringen. Bisher wird nämlich – mit unabsehbar­en Folgen für die Umwelt – ein wesentlich­er Anteil des Fangs verletzt oder tot wieder in das Meer gekippt, weil er nicht dem Fangziel entspricht. Dies nutzt weder den Fischern noch der Regenerati­on der Bestände. Die Mitgliedst­aaten sind säumig, technische und rechtliche Lösungen zu entwickeln, wodurch vor allem jüngere, kleinere Fische nicht mehr gefangen würden und sich die Fischpopul­ation wieder regenerier­en könnte. (wb)

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