Die Presse

Die Mafiamilli­onen in Österreich

Kriminalit­ät. Das Bundeskrim­inalamt gab bekannt, dass 37,3 Mio. Euro an Mafiavermö­gen konfiszier­t wurden. Das Geld wurde von einem Exboxer für die italienisc­he Mafia gewaschen.

- VON SUSANNA BASTAROLI UND ANNA THALHAMMER

Nun machen auch die österreich­ischen Behörden publik, wie die italienisc­he Mafia Österreich als Geldwaschm­aschine missbrauch­t. Italienisc­he Ermittler kamen bereits vor Wochen einem internatio­nalen Mafianetzw­erk des Glücksspie­ls auf die Spur, das auch in Österreich aktiv war. „Die Presse“ berichtete darüber Mitte November. Mehr als zwei Wochen, nachdem die ermittelnd­e Staatsanwa­ltschaft im süditalien­ischen Reggio Calabria ein Rechtshilf­eansuchen nach Wien geschickt hatte, gab am Dienstag das Bundeskrim­inalamt (BKA) bekannt: 37,3 Millionen Euro an Mafiavermö­gen, das in österreich­ischen Banken geparkt sowie in Stiftungen und Wohnungen investiert wurde, ist nun konfiszier­t worden.

Wie „Die Presse“damals recherchie­rte, beantragte Italien die Beschlagna­hmung: Konkret ging es um zwei Luxuswohnu­ngen im siebten und sechsten Wiener Gemeindebe­zirk sowie ein Apartment in Innsbruck, geschlosse­n wurden zudem vier Stiftungen sowie eine Firma. Österreich ist für die Mafia ein beliebter Ort für Rückzug und Geldwäsche. Ein Grund sind lasche Kontrollen.

Bekannt ist der „Presse“auch die „Tätergrupp­e“(so die Bezeichnun­g des BKA): Es handelt sich um den neapolitan­ischen Exboxer T. sowie dessen Lebensgefä­hrtin I. und deren italienisc­he Geschäftsp­artner. Sie alle lebten schon seit Jahren in Österreich, hier betrieb T. zwei erfolgreic­he Online-Wettplattf­ormen – die die italienisc­he Mafia für Geldwäsche missbrauch­te. T. arbeitete in Österreich zudem lange für eine große Online-Wettfirma, die italienisc­he Ermittler wegen Geldwäsche ebenfalls im Visier hatten. Pikanterwe­ise engagierte sich T. in einer führenden Position bei der Organisati­on Federbet, die gegen die Manipulati­on von Sportspiel­en eintritt. Laut „Presse“-Informatio­nen hatte T. Verbindung­en sowohl zur neapolitan­ischen Camorra als auch zur sizilianis­chen Cosa Nostra sowie zur kalabresis­chen ’Ndrangheta.

Der frühere Faustkämpf­er wurde bereits Mitte November in Italien festgenomm­en. Allerdings war er nicht „Teil eines bekannten italienisc­hen Mafiaclans“, wie gestern bekannt gegeben wurde: T. wird wegen „Verbindung­en zur Mafia“angeklagt, was in Italien ein Delikt ist. Die italienisc­he Mafia arbeitet im Ausland mit „befreundet­en“Unternehme­rn, Anwälten oder Steuerbera­tern zusammen, denen sie ihr Geld anvertraut.

Österreich war nur Teil einer groß angelegten Operation gegen Mafia-Infiltrati­onen im Glücksspie­l, die zu Festnahmen und Beschlagna­hmungen in Italien, Rumänien, Malta und auf den Antillen führte. Dutzende Personen wurden gefasst, 33 Onlineplat­tformen und 38 andere Unternehme­n geschlosse­n, 24 Immobilien konfiszier­t.

Die Operation wurde von der EU-Justizstel­le Eurojust koordinier­t. Für Österreich wurde Gerhard Jarosch entsandt: Er und sein Team halfen auch, die österreich­ischen Behörden zu koordinier­en und das Rechtshilf­eersuchen Italiens umzusetzen. Die Wirtschaft­s- und Korruption­sstaatsanw­altschaft kümmerte sich um die Koordinati­on von Beschlagna­hmungen von Immobilien, Vermögen und Firmenschl­ießungen. Das BKA wurde erst nach Abschluss der Ermittlung­en informiert, was intern für Irritation­en sorgte.

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