Causa Schwarz: Wo Psychologie eher gefragt ist als die Justiz
Die bisher beispiellosen Auseinandersetzungen zwischen zwei katholischen Spitzenklerikern gehen in die nächste Runde.
Was müssen das für Kränkungen und Enttäuschungen gewesen sein, die zwei hochrangige katholische Priester derart massiv gegeneinander auftreten lassen? Der nach St. Pölten versetzte (strafversetzte? Genau weiß man das angesichts der Intransparenz der Entscheidung nicht) Bischof Alois Schwarz hat in seiner früheren Wirkstätte Klagenfurt eine tief verbitterte Führungsmannschaft mit Interimsleiter Engelbert Guggenberger hinterlassen.
Dabei war der als Generalvikar rechte Hand von Schwarz. Möglich, dass da der Grund für die Auseinandersetzung liegt. Tatsächlich haben offenbar zunächst zwei Frauen (die einander bekämpft haben), dann hat eine Frau das besondere Vertrauen des Bischofs genossen und – Recherchen sowie an die „Presse“herangetragene Schreiben legen den Verdacht mehr als nahe – in die Diözese regiert. Guggenberger war machtlos.
Ein halbes Jahr nach dem Weggang von Schwarz ist die Stimmung im Kärntner Klerus und teilweise darüber hinaus, nun ja, angespannt wäre wohl zu wenig gesagt. Aktueller Grund für Empörung ist das Faktum, dass Rom die Veröffentlichung des Berichts einer U-Kommission über das Wirken des Ex-Ortsbischofs im Bistum (Mensalgut, „Privatvermögen“des Bischofs, nicht mit der Diözese zu verwechseln) abgedreht hat. Und, was viele wundert: Schwarz hat selbst aus dem Bericht zitiert und gemeint: „Wahrheit ist, dass der Rohbericht die ,Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften und Grundsätze ordnungsgemäßer Buchführung festhält‘.“Und: Laut Rohbericht hätten „keine Tätigkeiten stattgefunden, die den Bestand des Bistums gefährden oder seine Entwicklung wesentlich beeinträchtigen können“. Wäre ja noch schöner gewesen, meinte süffisant Helmut Schüller, Sprecher der Pfarrerinitiative.
Guggenberger reizt nun die bescheidenen Befugnisse als Diözesanadministrator bis an die Grenze (oder darüber hinweg) aus. Am Dienstag wurde bekannt, dass er die Verwaltungseinheiten von Diözese und Bistum verschränkt. Ab 2019 wird der bisher geheime Jahresrechnungsabschluss des Bistums veröffentlicht. Interessante Vorgabe durch einen Monsignore für die Bischöfe von Kardinal Christoph Schönborn abwärts.