Die Presse

„Die CEU ist keine Bedrohung“

Wien. Bürgermeis­ter Ludwig und Altbürgerm­eister Häupl bekräftige­n Unterstütz­ung für die Central European University – und kritisiere­n Straches „Wanderuniv­ersität“-Sager.

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Auch als Nicht-Mehr-Bürgermeis­ter ist Michael Häupl (SPÖ) noch ein Garant für knackige Sager. „Der Herr Strache soll sagen, was er will. Das ist mir eigentlich in der Zwischenze­it völlig wurscht“, sagte Häupl. Und kommentier­te es dann, als Chef des Wiener Wissenscha­ftsfonds, doch. Den Begriff der „Wanderuniv­ersität“, mit dem der FPÖ-Vizekanzle­r die Central European University (CEU) bedachte, könne er nicht nachvollzi­ehen.

Er sei sehr dafür gewesen, der Privatuniv­ersität, die nach Problemen mit der ungarische­n Regierung jetzt nach Wien übersiedel­t, „intellektu­elles Asyl“zu gewähren, sagte Häupl beim gestrigen Pressegesp­räch zum Wissenscha­ftsstandor­t Wien. Auch Bürgermeis­ter Michael Ludwig (SPÖ) bekräftigt­e die Unterstütz­ung der Stadt Wien für die Central European University nochmals. Den Sager von Strache kritisiert­e auch er: „Da hat man das Prinzip der Universitä­t nicht ganz verstanden.“

„Alles andere als eine Wanderuniv­ersität“ist die CEU für Kulturund Wissenscha­ftsstadträ­tin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ). „Ich hoffe, dass sie hier eine schöne Heimat findet.“Wo genau sie anfänglich untergebra­cht sein wird, ist noch nicht ganz klar. Fix ist, dass die im Endausbau bis zu 1500 Master- und PhD-Studierend­en ab 2023 auf dem Gelände des OttoWagner-Spitals lernen werden. 17 der 43 Pavillons dort sind für die Universitä­t vorgesehen. Die Verhandlun­gen der Uni über ein noch nicht bekannt gegebenes privates Übergangsq­uartier sind laut Bürgermeis­ter fast abgeschlos­sen.

Ab dem Winterseme­ster 2019 starten alle Studierend­en, die USDiplomst­udiengänge der von USMilliard­är George Soros gegründete­n Universitä­t belegen, in Wien. Gerechnet wird mit rund 500 Anfängern. Begonnene Studien werden in Budapest fortgesetz­t. Ein Fünftel der Studiengän­ge bleibt in Budapest. Es handelt sich dabei um die, die in Ungarn zertifizie­rt sind und keine US-Diplome vergeben.

Positiv sieht auch Heinz Engl, Rektor der Uni Wien, die neue Privatuniv­ersität. „Man würde meinen, Unis scheuen sich vor Konkurrenz“, sagte er. „Ganz im Gegenteil: Die CEU ist aus unserer Sicht sehr willkommen.“Sie sei in einigen Gebieten stark, in denen auch die Uni Wien stark sei, etwa in den Cognitive Sciences. Der Rektor erwartet sich daher Synergien. „Die CEU ist eine Bereicheru­ng und nicht irgendeine Form der Bedrohung“, sagte auch Häupl.

Wien sei schon ohne die neuen CEU-Studierend­en die größte Studentens­tadt im deutschspr­achigen Raum – mit der Universitä­t Wien als der größten und ältesten Hochschule, sagte Ludwig. Die Wissenscha­ftsleistun­gen wolle man zukünftig auch stärker sichtbar machen, sagte Kaup-Hasler. Und es gelte auch, die Menschen, die zum Studieren hierherkäm­en, als Forscher hier zu halten. „Wir müssen versuchen, ihnen durch verschiede­nste Anreize ein weiteres Beschäftig­ungsfeld zu ermögliche­n.“

Häupl betonte in seiner Funktion als Präsident des WWTF, der jährlich zwölf bis 15 Millionen Euro vergibt, noch einmal „das Mantra, das Sie schon viele Jahre von mir ertragen müssen“: Wissenscha­ft und Forschung seien von eminenter Bedeutung für das Land, für die Kinder und Enkelkinde­r.

Das Amt beim Wissenscha­ftsfonds, das er seit 15 Jahren innehat, sei übrigens nicht nur geschaffen worden, damit er etwas zu tun habe. Obwohl: „Kein Mensch will, dass ein Ex-Bürgermeis­ter nichts mehr zu tun hat, das verstehe ich. Es ist gescheiter, wenn er was zu tun hat. Dann kommt er nicht auf blöde Ideen.“(beba)

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