Die Presse

Die Schildbürg­er und ihre Strom-Brache

Die Ökostromfö­rderung ist ein veritabler Anschlag auf die Intelligen­z.

- Josef.urschitz@diepresse.com

E s gibt in Deutschlan­d Windparks, die könnten Strom produziere­n, haben aber (noch) keine Zuleitung. Blöde Geschichte.

Dafür gibt es Stromzulei­tungen, die an ihrem Ende (noch) keine Windparks haben. Kann passieren. Koordinati­on ist eben nicht jedermanns Sache.

Dann gibt es noch Offshore-Windparks, die könnten bei Starkwind, wie er heuer relativ oft bläst, noch viel mehr Strom produziere­n – wenn es die Netzkapazi­tät für dessen Transport zu den Verbrauche­rn gäbe. Gibt es aber nicht. Planung ist eben auch beim Nachbarn Glückssach­e.

Zumindest denen, die deutsche Strompreis­e bezahlen müssen, wird das alles aber nicht besonders lustig erscheinen. Sie müssen den hier nicht produziert­en Strom nämlich trotzdem bezahlen. Über Ökostromzu­schläge. Und zwar nicht zu knapp: Die Entschädig­ungen für den nicht produziert­en Phantomstr­om sind im Vorjahr von 373 auf 610 Mio. Euro gestiegen und werden heuer wohl an der Milliarden­grenze kratzen.

Man sieht, die Ökostromfö­rderung ist, so wie ja auch bei uns, von Agrariern gekapert. Milliarden­zahlungen für nicht produziert­en Strom, also eine Art StromBrach­e – das muss einem erst einmal einfallen. Ist aber offenbar kein Problem, denn die Deutschen akzeptiere­n ihren dadurch verursacht­en Wucherstro­mpreis – für Haushalte einer der höchsten der industrial­isierten Welt – ja ohne Murren. Ö ko muss einem eben etwas wert sein. Aber bekommt man für die 25 Mrd. Euro, die die Ökostromfö­rderung insgesamt im Jahr kostet, wirklich eine bessere Umwelt? Immerhin sind insgesamt ja schon 250 Milliarden in die „Energiewen­de“gesteckt worden.

Das Resultat: Im jüngsten Climate Change Performanc­e Index ist Deutschlan­d trotzdem kräftig zurückgefa­llen. Auf den 27. Platz. Warum? Tja, Wind und Sonnenstro­m sind nun einmal nicht grundlastf­ähig. Diese Grundlast holt man sich, weil Kernkraft ja zurückgefa­hren wird, aus schmutzige­n Kohlemeile­rn, die immer noch 39 Prozent zum Strommix beitragen.

So sieht eine schlüssige Energiewen­de aus, oder? Zumindest im grünen Schilda . . .

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