Abschiedstour des Enfant terrible
Champions League. Für Franck Ribery,´ 35, ist nach elf Jahren beim FC Bayern Schluss. Weil auch Teamkollege Arjen Robben, 34, weiterzieht, geht eine mitunter verklärte Münchner Ära zu Ende.
Zuerst wurde gelobt. Franck Ribery´ sei einer der „Leistungsträger“, „einer, der die Verantwortung auf dem Platz übernimmt“, „ein richtig guter Junge“eben, erklärte Hasan Salihamidziˇc,´ der Sportdirektor des FC Bayern. „Aber wir haben natürlich ein Jahr der Veränderungen und müssen schauen, wie es weitergeht.“Weitergehen wird es ohne den mittlerweile 35-jährigen französischen Flügelstürmer, das hatte Klubboss Uli Hoeneß bereits angedeutet. Salihamidziˇc´ stellte nun klar: „Der Präsident hat das gesagt und ich denke, so wird das auch sein.“
Dann stieg der Sportdirektor in den Flieger Richtung Amsterdam, wo die Bayern heute im Champions-League-Duell gegen Ajax (21 Uhr, live, Sky) den Gruppensieg fixieren wollen. Aufgestiegen sind beide Teams schon vorzeitig. Mit an Bord war auch Ribery,´ des- sen Vertrag in München zum Ende der Saison ausläuft.
Seit 2007 stürmt der Linksaußen für die Bayern, hat dabei auf und neben dem Platz seine Spuren hinterlassen. Für 30 Millionen Euro war er von Olympique Marseille gekommen, es folgten bisher 406 Pflichtspiele für den deutschen Rekordmeister. Zwei Jahre nach Ribery´ stieß Arjen Robben zum Verein, die gefürchtete Flügelzange prägte das Münchner Spiel, gemeinsam holten sie 16 Titel, darunter 2013 den bisher letzten in der Champions League. „Das Duo Robbery´ bekommt ein eigenes glorreiches Kapitel im Geschichtsbuch des FC Bayern“, würdigte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge seine Altstars, die nach einem Kabinenkrach im Jahr 2012 immer mehr zusammenfanden.
Diese Ära endet nun, Robben, 34, hatte bereits Anfang Dezember angekündigt, dass er die Bayern im Sommer verlassen werde. Eine Rückkehr in die Niederlande und ein Engagement bei seinen früheren Klubs Eindhoven oder Groningen gelten als wahrscheinlich.
Ribery,´ der auch ohne Stammplatz immerhin noch zwölf Millionen Euro brutto Jahresgehalt einstreifen soll, übernähme hingegen gern eine Funktion in München. Schon vor Jahren hat er ein sagenhaftes Angebot aus China (40 Millionen Euro Jahresgage) abgelehnt. „Wir können über alles reden“, meinte Sportchef Salihamidziˇc.´ „Ich würde mich freuen, wenn er im Klub bleibt.“
Doch mit dem aufbrausenden Franzosen hatten die Bayern auch schon ihre liebe Not. Zu oft ließ sich Ribery´ zu Tätlichkeiten hinreißen, vorzugsweise in wichtigen Europacuppartien. Im Prozess um Sex mit einer minderjährigen Prostituierten wurde er 2014 schließlich freigesprochen. Zuletzt aber lieferte er sich vor rund vier Wochen nach der Niederlage im Bundesligaschlager gegen Dortmund wieder ein Scharmützel mit einem französischen TV-Reporter.
Auf dem Platz werden nun andere das Gesicht der Bayern prägen. Designierter Nachfolger am linken Flügel ist Kingsley Coman, der 22-jährige Franzose gab vor zwei Wochen sein Comeback nach langer Verletzungspause.
Der letzte Platz im ChampionsLeague-Achtelfinale wird heute im Kiewer Olympiastadion ausgespielt. Wegen der Kriegswirren in der Ostukraine muss Schachtar Donezk dorthin ausweichen, im direkten Duell mit Olympique Lyon (21 Uhr, live, Dazn) geht es um den Einzug in die K.-o.-Phase. Den Franzosen reicht dabei ein Punkt. In allen anderen Gruppen sind die wesentlichen Entscheidungen bereits gefallen. (joe)