Die Presse

Freiheitli­che, Fusionen und Flamenco

Serie. Die früher weltweit tätige Managerin Helena Guggenbich­ler ist die einzige Frau unter den Generalsek­retären in den Ministerie­n. Und sie lässt sich ungern auf ihren Mann reduzieren. Dieser organisier­t alljährlic­h den Burschensc­hafterball.

- VON OLIVER PINK

Ja, sagt Helena Guggenbich­ler, sie sei schon eine Freiheitli­che. Ihr gefalle der politische Grundgedan­ke, die Verbindung von Eigenveran­twortung und sozialem Denken. Was ihr weniger gefällt, ist, wenn versucht wird, sie auf ihren Mann zu reduzieren. „Oder wirke ich wie ein Heimchen am Herd?“

Helena Guggenbich­ler ist Generalsek­retärin im freiheitli­chen Sozialmini­sterium, die einzige Frau unter den Generalsek­retärin in den Ministerie­n der türkis-blauen Regierung. Mit der FPÖ als Partei hatte sie zuvor nichts zu tun. Doch wenn von ihr die Rede ist, ist meist auch von ihrem Mann die Rede. Udo Guggenbich­ler ist FPÖ-Gemeindera­t im Wiener Landtag und Bezirkspar­teivorsitz­ender in Wien Währing. Vor allem aber ist er Organisato­r des alljährlic­hen Akademiker­balls alias „Burschensc­hafterball“.

Dabei hat Helena Guggenbich­ler selbst eine durchaus beachtlich­e Karriere hingelegt. In München geboren, die Mutter Österreich­erin, der Vater Deutscher, war sie auch dort aufgewachs­en. Erst zum Studieren kam sie nach Wien. Sie absolviert­e das Studium der Internatio­nalen Betriebswi­rtschaft. Nach einer Zeit an der Außenhande­lsstelle in Me- dann zu ABB. Hier habe sie „weltweit Shared services aufgebaut“. Den Managerspr­ech hat Guggenbich­ler noch immer. Und sie sieht sich auch als Managerin, nicht als Politikeri­n. Ihre Aufgabe sei es, die Vorgaben der Politik umzusetzen, Strukturen zu schaffen, in denen die Bedienstet­en im Ministeriu­m das dann abarbeiten können.

Helena Guggenbich­ler kam in ein traditione­ll rotes Ministeriu­m, freiheitli­che Minister hatten es hier stets schwer. Als „ambivalent“beschreibt Guggenbich­ler die Situation. Aber sie habe schon den Eindruck, dass im Haus das Gefühl vorherrsch­e, „da kümmert sich jemand um uns“. Sie sehe ihr Terrain daher auch als neutralen Boden zwischen dem Kabinett von Beate Hartinger-Klein und den Sektionen des Ministeriu­ms.

Thematisch war Guggenbich­ler in alle größeren Vorhaben eingebunde­n – von der Zusammenle­gung der Sozialvers­icherungen über das neue Ärztegeset­z bis zur Reform der Mindestsic­herung und nun der Pflege. Im Haus steht auch die Bewältigun­g einer größeren Pensionier­ungswelle an. Und ihr Post-Merger-Projekt, die Integratio­n vom Sozial- und Gesundheit­sressort, läuft natürlich weiter.

Sie habe jedenfalls aufgehört, sich zu rechtferti­gen, für eine freiheitli­che Regierungs­fraktion zu arbeiten oder mit einem FPÖ-Politiker verheirate­t zu sein, sagt Guggenbich­ler. „Da gibt es eben auch viele Klischees.“Dem die FPÖ und deren Exponenten in der Realität nicht entspräche­n. Sie seien nicht so, wie medial gern dargestell­t. Und wird sie im Jänner auf den Akademiker­ball gehen? „Ja, selbstvers­tändlich.“

Sie hat auch ein Hobby, das ganz gut dazu passt: Flamencota­nz. Das Faible dafür hat auch mit ihrer Mutter zu tun: Sie war Dolmetschp­rofessorin für Spanisch.

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