Die Presse

Wieder Messerstic­he in der Schule

Gewalt. Zwei Schüler gerieten in der Neubaugass­e aneinander. Das ist kein Einzelfall.

-

Wien. Erneut heißt der Tatort Schule: Was am gestrigen Mittwochvo­rmittag möglicherw­eise als Rangelei zwischen Schülern einer Neuen Mittelschu­le (NMS) in der Neubaugass­e im siebten Wiener Gemeindebe­zirk begann, endete mit Messerstic­hen.

Die Burschen hatten in einem Umkleidera­um der Schule Fußball gespielt. Ein 16-Jähriger dürfte dann mit einem Messer angegeben haben. Man spielte damit. Schließlic­h erlitt ein 14-Jähriger zwei Stiche an einem Oberschenk­el und am Gesäß. Die Verletzung­en waren nicht lebensgefä­hrlich, der Bursche wurde aber ins AKH gebracht. Einvernahm­en von Täter, Opfer und zwei weiteren Burschen legen nahe, dass es sich in dem Fall eher um eine Rangelei als um eine gezielte kriminelle Tat gehandelt habe. Der Verdächtig­e, der wie das Opfer aus Syrien stammen dürfte, wurde auf freiem Fuß angezeigt.

Es ist nicht der erste Vorfall mit einem Messer an einer Schule in diesem Jahr. Erst im September ging ein 19-Jähriger vor einer Berufsschu­le in Absam im Bezirk Innsbruck-Land mit einem Klappmesse­r auf zwei 16-Jährige los. Im Mai eskalierte vor einer Polytechni­schen Schule in der Schopenhau­erstraße in Wien-Währing ein Streit. Dabei stach ein 16-Jähriger einen 14-Jährigen vor der Schule nieder. Diese Schule war auch schon Jahre zuvor, konkret 2005, Schauplatz einer Bluttat.

258 Anzeigen in Schulen

Der neuerliche Vorfall könnte eine Debatte, die sich gerade erst etwas beruhigt hatte, neuerlich entfachen. Die steigende Gewaltbere­itschaft an Schulen hat die Stadtpolit­ik heuer immer wieder beschäftig­t. Zuerst schlugen Lehrer Alarm. Pädagogen erzählten in Zeitungen von Schülern, die ihre Lehrer bespucken, sie an den Haaren reißen und ihnen Knochen brechen. Die Streiterei­en zwischen Schülern würden immer öfter mit tätlichen Angriffen enden. „Das Phänomen wächst“, sagte der oberste Pflichtsch­ullehrerve­rteter Paul Kimberger vor einigen Monaten in der „Presse“.

Die Politik reagierte. Es fanden Runde Tische zum Thema Gewalt an Schulen statt, an denen Politik, Religionsg­emeinschaf­ten, Pädagogisc­he Hochschule­n, Eltern-, Schüler- und Lehrervert­retern sowie das Jugendamt teilnahmen. Es wurde eine Statistik, die bisher fehlte, erarbeitet. Seit Oktober weiß man, dass im vergangene­n Schuljahr bei 230.000 Schülern und knapp 200 Schultagen 258 Anzeigen an Schulen gab, die meisten (138) in Mittelschu­len. 90 Prozent betrafen „strafbare Handlungen gegen Leib und Leben“. In 278 Fällen wurde eine Suspendier­ung von der Schule ausgesproc­hen.

Die Stadt Wien hat daraufhin eine Broschüre erarbeitet. Für Suspendier­te soll ein Besuch beim Schulpsych­ologen außerdem verpflicht­end werden. (APA/j. n.)

Newspapers in German

Newspapers from Austria