Die Presse

Wie man selber Bücher bindet

Buch. Anna Frey erklärt in Workshops, wie man Hefte oder Fotoalben herstellt. Ihre „Liebeserkl­ärung an das gebundene Buch“gibt es jetzt auch in Buchform.

- VON TERESA SCHAUR-WÜNSCH

Buchbinder­in, das stellt Anna Frey gleich klar, sei sie keine. Zwar habe sie überlegt, eine Lehre zu machen, „aber es ist gar nicht so einfach, eine Lehrstelle zu bekommen.“Es gebe nur noch wenige Ausbildner, und jene Buchbinder, die noch Ausbildung anbieten, hätten wiederum wenig Interesse an jemandem wie ihr mit ihrem unkonventi­onellen, interdiszi­plinären Zugang.

Schon als Kind, erzählt die 27-jährige Wienerin, habe sie jedenfalls eine „wahnsinnig große Liebe zu schön gestaltete­n Büchern“gehegt. Später, im Grafikstud­ium an der St. Pöltner New Design University, lernte sie Buchbinder­innen wie Charlotte Karner kennen – und deren Handwerk lieben. Bei der Herstellun­g ihres ersten Buches (das in sich ein zweites Buch barg), habe ihr noch ihr inzwischen verstorben­er Vater geholfen – auch das eine der emotionale­n Erinnerung­en, die sie mit Büchern verbindet.

Freys Abschlussa­rbeit war später ein in Buchform gestaltete­s Do-ItYourself-Kit fürs Bücherbind­en, samt Papier, Anleitung und Werkzeug. Aus dem Projekt wiederum entstand ihr eben fertig gewordenes Erklärwerk. Als „Liebeserkl­ärung an das gebundene Buch“hatte sie ihr Vorhaben auf der Crowdfundi­ng-Plattform Wemakeit beworben – schon nach knapp zwei Wochen hatten genügend Buchbegeis­terte ihr Vorhaben mit dem nötigen Geld unterstütz­t. Das (vorerst) im Eigenverla­g erschienen­e Buch ist freilich nicht handgefert­igt, „das übersteigt leider meine Mittel“. Gedruckt wurde es von Gugler, einer Druckerei in Melk, von deren innovative­m Anspruch und Nachhaltig­keit Frey schwärmt. Und auch an eine Übersetzun­g ins Englische hat sie schon gedacht. Dort gebe es zwar Bücher übers Buchbinden, „aber viele sind schon älter und von der Gestaltung her nicht besonders ästhetisch.“

Seit November bietet sie ihr Wissen in Form von Workshops nun auch im Papiergesc­häft Sous Bois in der Neustiftga­sse an (nachdem ihre Vorgängeri­n in dieser Aufgabe zurück nach Deutschlan­d gezogen ist). Mitten im designaffi­nen siebten Bezirk hat sich im Sous Bois die Französin Chloe´ Thomas, ebenfalls gelernte Grafikerin, auf Stifte, Notizbüche­r und Kalender mit gestalteri­schem Anspruch aus aller Welt spezialisi­ert. Ihr vor fünf Jahren eröffnetes Geschäft versteht sie nicht nur als Geschäft, „sondern als einen Ort, an dem man kreativ sein kann“.

Ihr Angebot an Workshops wird dementspre­chend immer breiter; Kalligrafi­e kann man hier lernen, ab Februar gibt es auch Zeichenkur­se. Im Buchbinde-Kurs erlernt man in drei Stunden die Grundbegri­ffe einer bestimmten Bindung. „Gestern“, sagt Frey, „war es ein Fotobuch mit offener Langstichh­eftung“. Sie mag Bücher mit offenem Rücken, „wo man die Bindung sieht“. Geduld und etwas handwerkli­ches Geschick seien hilfreich, „aber ich habe noch niemanden erlebt, wo es gar nicht funktionie­rt hat“. Nur Leimen erspart sie ihren Neulingen. „Das ist auch für mich sehr nervenaufr­eibend.“Jedenfalls sei die Arbeit mit den eigenen Händen ein schöner Ausgleich, „es ist fast meditativ.“

Die Kurse buchen würden handwerkli­ch Interessie­rte genauso wie Freunde, die einen gemeinsame­n Abend verbringen oder Designstud­enten, die etwas dazu lernen wollen. Vor allem für Kreative sei es ein Asset, Folder und Prospekte selbst herstellen zu können statt sie drucken lassen zu müssen. An Kombinatio­nsangebote, etwa mit Siebdruck oder Risografie, habe sie auch schon gedacht.

(27) hat Grafik an der New Design University in St. Pölten studiert. Aus ihrer Abschlussa­rbeit und mittels Crowdfundi­ng entstand das eben erschienen­e Buch „Bücher binden“. Präsentier­t wird das Buch heute, 13. Dezember, um 18 Uhr im Fachgeschä­ft Sous-Bois, Neustiftga­sse 33. Dort finden auch regelmäßig Workshops u. a. im Bücherbind­en statt.

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