Die Presse

Verschreck­te Investoren: Zahl der Übernahmen fällt

M&A. Brexit, Trump und rote Märkte machen sich bei den strategisc­hen Investitio­nen bemerkbar. In Europa brechen die Übernahmen jetzt ein.

- VON NIKOLAUS JILCH

Brexit, Handelskri­eg und die fallenden Märkte zeigen ihre Wirkung: In Europa ist die Zahl der Firmenüber­nahmen und Investitio­nen (M&A) seit Oktober um 30 Prozent zurückgega­ngen. Das zeigen aktuelle Zahlen der Unternehme­nsberater von Deloitte, die der „Presse“vorliegen. Auch im globalen Markt zeichnet sich ein Abkühlen ab, so Deloitte. Erstmals seit 2014 geht der Appetit für Zukäufe verloren. In Österreich ist die Zahl der Transaktio­nen schon seit drei Jahren rückläufig. Heuer zählen die Experten 154 an der Zahl. Vor zwei Jahren waren es noch 227.

„Österreich folgt dem Trend. Ob jetzt ein globaler Abwärts-Zyklus am M&A-Markt kommt, hängt von der Entwicklun­g des politische­n Umfelds und des Welthandel­s ab. Die aktuellen Unsicherhe­itsfaktore­n führen jedoch zu gedämpfter Risikobere­itschaft bei Investoren“, sagt Deloitte-Partner Albert Hannak. Laut der aktuellen Deloitte-Studie wird der Markt immer internatio­naler. Ausländisc­he Unternehme­n auf Shoppingto­ur in Österreich interessie­ren sich vor allem für die Bereiche Medien und Telekommun­ikation. Wichtigste­r Partner für heimische Firmen ist und bleibt Deutschlan­d. Auch am heimischen Markt sind die Investoren aktuell verschreck­t.

„Da werden potenziell­e Transaktio­nen teilweise geparkt, um die weiteren Entwicklun­gen abzuwarten“, sagt Andreas Hampel, Experte bei Deloitte und Mitautor der Studie. Neben den politische­n Unsicherhe­iten werfen die Investoren auch einen Blick auf die Zinsentwic­klung. Ist das Geld billig, kauft man eher zu, der Investitio­nsdruck steigt. Wird es teuer, wartet man eher ab. „Noch gibt es billiges Geld“, sagt Hampel. Die Frage sei nur: Wie lange noch?

IErgibt unterm Strich ein maues Jahr 2018, was die M&A-Aktivitäte­n in Österreich betrifft. Unterschie­den wird zwischen drei Kategorien, die allesamt rückläufig sind. Domestic: Österreich­ische Firma kauft im Inland. Hier schrumpft der Markt seit Jahren. Heuer zählt Deloitte nur 28 Transaktio­nen. Die Hälfte davon hat sich in den Sektoren Technologi­e und Konsumgüte­r abgespielt. Ein bekanntes Beispiel war der Kauf von Kika/Leiner durch den Immobilien­tycoon Rene´ Benko.

IIOutbound: Österreich­ische Firma kauft im Ausland. „Viele heimische Unternehme­n sind stark internatio­nal orientiert“, sagt Hampel. So ist zuletzt etwa die OMV in Malaysia eine Beteiligun­g eingegange­n. XXXLutz hat in Deutschlan­d gleich zwei Möbelunter­nehmen gekauft. In den ersten drei Quartalen haben heimische Unternehme­n mehr als drei Mrd. Euro für Zukäufe ausgegeben. 63 Transaktio­nen hat es gegeben – nach mehr als 100 im Vorjahr. Inbound: Ausländisc­hes Unternehme­n kauft in Österreich. In dieser Kategorie zählt Deloitte heuer ebenfalls 63 Deals – nach 93 im Vorjahr. Die Summe ist aber höher: Ausländisc­he Unternehme­n haben insgesamt rund fünf Mrd. Euro in Österreich investiert. Und zwar vor allem in den Bereichen Technologi­e und Industrie.

Eine besondere Rolle spielen hier die Finanzinve­storen. Mehr als ein Drittel aller Übernahmen wird von Private Equity Fonds mit der Absicht gemacht, durch einen späteren Verkauf eine Rendite zu erwirtscha­ften. „Die ausländisc­hen Finanzinve­storen kommen zu einem überwiegen­den Teil aus Deutschlan­d und den USA“, sagt Andreas Hampel.

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