Kunden „vom Kleingedruckten überfordert“
Neue Finanzmarktregeln laut Umfrage zu kompliziert.
Seit knapp einem Jahr gilt für den Wertpapierhandel mit Privatkunden ein neues Regelwerk, bekannt als Mifid II. Es soll mehr Transparenz in den Finanzmarkt bringen, unter anderem durch eine Fülle zusätzlicher Informations- und Dokumentationspflichten.
Die Wirtschaftskammer hat nun die betroffenen Unternehmen – Wertpapierfirmen, Vermögensberater und sonstige Finanzdienstleister – über die Praxistauglichkeit der neuen Regeln befragt. Wenig überraschend, fiel das Ergebnis durchwachsen aus: Rund drei Viertel der Befragten halten die zusätzliche Informationsflut für nutzlos oder sogar störend für die Kunden. 70 Prozent meinen, speziell für Kleinanleger habe sich die Betreuungssituation eher verschlechtert: Der hohe Zeitaufwand für die Erfüllung der Dokumentationspflichten führe dazu, dass viele Kunden nicht mehr genug Zeit und Konzentration für die fachlichen Details aufbringen.
Auch die Befürchtung, durch Mifid II werde sich das Angebot verringern, bestätigte sich zum Teil: Mehr als ein Drittel der Befragten gaben an, das Angebot reduziert zu haben, erweitert hat es kaum jemand. Die Veranlagungsvolumina seien ebenfalls zurückgegangen.
Ein Mehr an Information führe nicht per se zu einer besseren Beratung, resümiert Fachverbandsobmann Hannes Dolzer. „Wenn die Kunden vom Kleingedruckten überfordert sind, lassen sie es entweder gleich bleiben oder fragen nur, wo sie unterschreiben können.“Die Intention – mehr Konsumentenschutz durch gezielte Information – sei zu unterstützen, die Rahmenbedingungen müssten jedoch einfacher und praxistauglicher werden. (cka)