Die Presse

Aktien-Korrektur noch nicht zu Ende

Erste-Marktausbl­ick. Aktien sind günstig, doch technisch stehen Zeichen auf weitere Rückgänge.

-

Wien. Die gute Nachricht zuerst: Trotz der jüngsten Kursturbul­enzen sprechen nach Meinung der Erste-Analysten noch viele Punkte für Aktien, vor allem für österreich­ische: Verglichen mit Anleihen sind sie günstig, ATX-Werte haben im Schnitt ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 10,5, was unter dem historisch­en Schnitt liegt. Für europäisch­e Aktien bezahlt man das 13,7-Fache des Jahresgewi­nns, für US-Papiere gar das 17,4-Fache.

Die Dividenden­rendite liegt hierzuland­e bei 3,9 Prozent, während Staatsanle­ihen nur mit 0,5 Prozent rentieren. Die Wirtschaft­swachstums­prognosen seien gut. Doch – und das ist der erste Wer- mutstropfe­n – sie seien bereits rückläufig, sagt Analyst Christoph Schultes. Auch die Gewinnprog­nosen steigen noch, auch dieses Wachstum flache aber bereits ab.

Die starke Osteuropal­astigkeit vieler ATX-Firmen sei aber ein Pluspunkt, meint Erste-Chefökonom Friedrich Mostböck. Für heuer rechnet er in Kroatien, Tschechien, Ungarn, Polen, Rumänien, Serbien, der Slowakei und Slowenien mit einem durchschni­ttlichen Wachstum von 4,4 Prozent. Nächstes Jahr sollen es zwar nur noch 3,6 Prozent sein, das wäre aber doppelt so hoch wie im Euroraum.

Gegen Aktien sprächen derzeit technische Indikatore­n. Die euro- päischen Indizes befinden sich seit Jänner in einem Abwärtstre­nd, seit Kurzem trifft das auch auf die USMärkte zu. Diese Dynamik dürfte auch im ersten Quartal 2019 nicht abreißen. Sollten die US-Märkte angesichts der hohen Bewertung und der Zinsängste korrigiere­n, würde das auch an anderen Regionen nicht spurlos vorübergeh­en.

Einige Werte sind schon billig

Auch der Handelsstr­eit und europaspez­ifische Aspekte wie der Brexit oder Italiens Budgetprob­leme stellten kein gutes Umfeld für Aktien dar. Anlegern rät man am ehesten zu „defensiven“Werten sowie zu solchen, die jetzt wirklich günstig zu haben seien. Unter den heimischen Aktien gefallen den Analysten der Anlagenbau­er Andritz, bei dem die Übernahme des US-Unternehme­ns Xerium noch nicht vollständi­g im Kurs reflektier­t sei; die CA Immo wegen ihrer prall gefüllten Immobilien­entwicklun­gs-Pipeline und der Grundstück­sreserven in Deutschlan­d; der Luftfahrtz­ulieferer FACC, der langfristi­g von einem Megatrend profitiere; die OMV, die strategisc­h gut aufgestell­t sei; der Kranherste­ller Palfinger wegen der starken Marktposit­ion und der Baukonzern Porr wegen seiner Infrastruk­turtätigke­it und hohen Dividenden­rendite. (b. l.)

Newspapers in German

Newspapers from Austria