Dann bin ich gern ein linker Gutmensch
Ich halte es zwar nicht für möglich, Herrn Winkler zum Umdenken zu bringen, möchte aber seine Argumente zumindest zu vier Punkten hinterfragen:
Außer Frage sollte stehen, dass Gewinne gemacht, er- arbeitet werden. Daran sollten Unternehmer wie Arbeitnehmer höchst interessiert sein. Es geht immer um die gerechte Verteilung des erarbeiteten Gewinns.
Wer sind die großen Profiteure des angesprochenen Wachstums? Es wird doch niemand ernstlich glauben, dass das von Herrn Winkler geforderte „enorme Wirtschaftswachstum“nur annähernd gerecht verteilt bei den Menschen ankommt und den Keuschlern in Moldawien ein gleich bedeutender Anteil zukommt wie multinationalen Konzernen mit ihren dahinterstehenden Multimilliardären.
Da ist Herr Winkler wohl in der Vergangenheit stehen geblieben. Neoliberalismus ist heute ein Synonym für wirtschaftlichen Egoismus und wird heute u. a. als das Abschaffen sozialer Sicherheit zugunsten einer ungezügelten Wirtschaft gesehen.
Herr Winkler verschließt die Augen vor der Wirklichkeit – oder meint er mit „Wem wollen sie noch mehr weg- nehmen?“die ärmere Hälfte der Gesellschaft, deren Einkommen nur um einen Bruchteil dessen steigt wie jenes des einkommensstärksten Prozents der Gesellschaft? Dann hat er Recht: Umverteilung sollte nur von oben nach unten geschehen. Ich befürchte aber, er meint es genau umgekehrt.
In diesem Sinne bin ich – auch wenn es aus Hans Winklers Mund wie ein Schimpfwort klingt – gern ein linker Gutmensch.