Gelbwesten: Protest trotz Terroranschlags
Ungeachtet der Morde in Straßburg und der Bitte um Mäßigung drohen heute wieder wilde Proteste.
Trotz der Zugeständnisse des Präsidenten, der Erschütterung des Landes durch den Terror in Straßburg und der Bitte der Regierung, daher von weiteren Aktionen vorerst abzusehen, bahnt sich heute eine neue Protestwelle der Gelbwesten in Paris und anderen Städten an. Man rechne mit Tausenden oft zerstörerisch vorgehenden Aktivisten und habe allein in Paris 8000 Polizisten, Gendarmen und andere Sicherheitskräfte mobilisiert, sagte der Pariser Polizeipräfekt, Michel Delpuech, am Freitag.
Freilich ist die GelbwestenBewegung nach dem Terror in Straßburg uneins: Dort hatte der 29-jährige Cherif´ Chekatt, ein Franzose mit Wurzeln in Nordafrika, am Dienstag bei mehreren Angriffen drei Menschen mit einem alten Revolver getötet und zwölf verletzt; ein viertes Opfer starb am Freitag. Am Donnerstag fanden Polizisten den vielfach Vorbestraften im Straßburger Bezirk Neudorf; als er das Feuer eröffnete, erschossen sie ihn.
Die Gelbwesten streiten untereinander, ob sie dem Ruf nach Mäßigung angesichts des Terrors folgen sollen. Viele wollen auf die Straße gehen, da ihnen die Zugeständnisse – etwa Rücknahme von Steuern, Entlastung von Pensionisten, Erhöhung des Mindestlohnes – nicht ausreichen. Moderate Vertreter rufen indes zu einem vorläufigen Proteststopp auf.
Innenminister Christophe Castaner sagte, man werde die „Gegenmaßnahmen weiterentwickeln“: Man sei mit Angriffen konfrontiert, die man nicht wie sonst im Rahmen angemeldeter Demos eindämmen könne und deren Urheber keine Regeln respektierten. Voriges Wochenende hat es die vierte Protestwelle gegeben – mit wilden Ausschreitungen, schweren Sachbeschädigungen und Plünderungen. Hunderte Menschen wurden verhaftet. (ag.)