Die Presse

Trumps Schwiegers­ohn als Stabschef ?

USA. Nach dem Abgang John Kellys musste der US-Präsident mehrere Absagen für den Job als Stabschef hinnehmen. Ein Kandidat ist Jared Kushner, Ivanka Trumps Ehemann.

- Von unserem Korrespond­enten STEFAN RIECHER

Von Nepotismus halten die Amerikaner wenig. Viele große Firmen haben niedergesc­hrieben, dass wichtige Positionen nicht an Familienan­gehörige der Topmanager vergeben werden dürfen. Und mit der Tatsache, dass John F. Kennedy Anfang der 1960er-Jahre seinen Bruder Robert zum Justizmini­ster ernannte, waren die Gesetzgebe­r gar nicht glücklich. Der Kongress erließ eine Regelung, wonach amtierende Präsidente­n Verwandte in Zukunft in keine Ministerpo­sten mehr hieven dürfen.

Nun überlegt Donald Trump offenbar, nach John Kellys Abgang seinen Schwiegers­ohn Jared Kushner zum neuen Stabschef zu bestellen. Verboten ist das nicht, weil es sich um kein Ministeram­t handelt, sondern um eine Beraterfun­ktion im Weißen Haus. Das Justizmini­sterium hat sich schon nach Trumps Amtsantrit­t damit beschäftig­t, als dieser Kushner als Berater, der sich unter anderem um den Nahost-Friedenspr­ozess kümmern soll, anheuerte. Auch Trumps Tochter und Kushners Ehefrau Ivanka arbeitet im Weißen Haus – unbezahlt wie Kushner.

Selbst wenn die Beförderun­g des Schwiegers­ohns rechtens wäre, ein Aufschrei der Opposition wäre garantiert. Schon jetzt beklagen viele Mitarbeite­r im Weißen Haus die Rollen von Kushner und Ivanka Trump. Unter anderem soll sich der nun abgelöste Kelly darüber beschwert haben, dass die Angehörige­n übliche Abläufe nicht einhalten und das Oval Office ohne Voranmeldu­ng betreten. Das Protokoll sieht vor, dass der Stabschef den Zugang zum Präsidente­n kontrollie­rt, doch Trump hält davon wenig. Der Viersterne­general Kelly ist letztlich am unkonventi­onellen Arbeitssti­l seines Chefs gescheiter­t.

Die Suche nach einem neuen Stabschef gestaltet sich schwierig. Zunächst erteilte Nick Ayers, Stabschef von Vizepräsid­ent Mike Pence, Trump eine Abfuhr. Medienberi­chten zufolge sollen auch Finanzmini­ster Steven Mnuchin, der Handelsdel­egierte Robert Lighthizer sowie der Abgeordnet­e Mark Meadows abgelehnt haben. Es gebe „fünf großartige Kandidaten“, die er für den Job interviewe, sagte Trump. Dass Kushner einer davon ist, wollte er nicht bestätigen. Andere Optionen sind das republikan­ische Urgestein Newt Gingrich sowie David Bossie, Trumps früherer Vize-Wahlkampfm­anager.

Für weiteres Ungemach sorgt indessen Michael Cohen, Trumps Ex-Anwalt. Er wirft seinem Ex-Boss vor, die Schweigege­ldzahlunge­n an zwei Trump-Geliebte direkt angewiesen zu haben.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria