Die Presse

Schwarz entscheide­t über rot-türkise Koalition in Wien

Die rot-schwarze Achse demonstrie­rt ihre Stärke in Wien – unabhängig von türkis-blauen Auseinande­rsetzungen mit der Wiener SPÖ.

- VON MARTIN STUHLPFARR­ER E-Mails: martin.stuhlpfarr­er@diepresse.com

Die enge Freundscha­ft von Walter Ruck, Präsident der Wirtschaft­skammer Wien (WKW), und Bürgermeis­ter Michael Ludwig ist weithin bekannt. Trotzdem überrascht­e die hohe Dichte an Wiener SPÖ-Politikern und roten Funktionär­en beim traditione­llen Adventempf­ang Donnerstag­abend in der WKW.

Denn seitens der Stadtregie­rung war nicht nur Ludwig gekommen, sondern auch dessen Wirtschaft­sstadtrat Peter Hanke und Kulturstad­trätin Veronica Kaup-Hasler. Es kamen erstmals auch Ludwig-Unterstütz­er der ersten Stunde wie z. B. Ernst Nevrivy, roter Be- zirkschef einer der größten SPÖ-Bezirksfra­ktionen Österreich­s. Und auch Renate Anderl, Präsidenti­n der Arbeiterka­mmer, kam. Immerhin betonen Ludwig und Ruck laufend die Bedeutung der Sozialpart­nerschaft, die unter Türkis-Blau auf Bundeseben­e in der Defensive ist – was Anderl so kommentier­te: „Man sieht hier, was Wien ausmacht. Man hat in dieser Stadt erkannt, dass es nur miteinande­r geht.“

Rot-Schwarz gegen Türkis-Blau? Jedenfalls wird die Sozialpart­nerschaft zwischen dem schwarzen Teil der ÖVP Wien und dem roten Bürgermeis­ter demonstrat­iv gepflegt – im Gegensatz zur Bundeseben­e. Bezeichnen­d dafür war das Erscheinen von Anderls Vorgänger Rudolf Kaske und des schwarzen Ex-WKO-Präsidente­n Christoph Leitl. Sein Nachfolger, der türkise WKO-Präsident Harald Mahrer, wurde dagegen nicht gesichtet. Das zeigt: Rot und Schwarz können in Wien exzellent miteinande­r; obwohl sich die Wiener SPÖ heftige Kämpfe mit der türkis-blauen Regierung liefert, in der pikanterwe­ise der türkise ÖVP-Wien-Chef Gernot Blümel als Minister werkt.

Derzeit gibt es viele Signale, dass die rot-schwarze Harmonie in eine Koalition nach der nächsten WienWahl führt und Rot-Grün in Wien ablösen wird. Zentrale Figur für RotSchwarz erscheint für Ludwig zunächst weniger Türkis, also Blümel, als Schwarz, also Ruck, der einen deutlich besseren Draht ins Rathaus besitzt. Selbst wenn Blümel nach der nächs- ten Wien-Wahl die Bundeseben­e verlassen und als Vizebürger­meister ins Rathaus wechseln dürfte, könnte diese Koalition besonders von der Achse Ludwig–Ruck getragen werden. Das war am Donnerstag­abend deutlich zu sehen, auch wenn Türkis mit Blümels Wiener Klubchefin Elisabeth Olischar ebenfalls hochrangig vertreten war und Blümel sich zuletzt demonstrat­iv innig mit dem Ex-Faymann-Vertrauten Josef Ostermayer zeigte. Bezeichnen­d für die Chancen einer Neuauflage von Rot-Grün: Die neue grüne Nummer eins und Vassilakou-Nachfolger­in, Birgit Hebein, wollte zu dem Fest kommen – musste allerdings aus gesundheit­lichen Gründen passen.

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[ APA ] Walter Ruck, Präsident der Wirtschaft­skammer Wien, zählt zum schwarzen ÖVP-Flügel.

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