Die Presse

Semmering: Neustart nach Fiasko

Skibetrieb. Nachdem vorigen Winter ziemlich viel schiefgega­ngen ist, hat am Hirschenko­gel der Lift den Betrieb aufgenomme­n, der Weltcup sorgt für gute Buchung. Einige Probleme sind ungelöst.

- VON CHRISTINE IMLINGER

Semmering/Wien. Die Saison ist gestartet, am Hirschenko­gel liegt ein halber Meter Neuschnee, und darunter eine, dank der frühen Kälte Ende November, stabile Decke aus Kunstschne­e. Der Lift fährt, die Planung für den Weltcup laufe gut, über die Weihnachts­ferien sei der Ort ausgebucht, und auch ansonsten sei die Buchungsla­ge gut. „Alles ist bestens“, sagt Horst Schröttner, der ÖVP-Bürgermeis­ter des Ortes Semmering.

Vor einem Jahr war das am „Zauberberg“Hirschenko­gel anders, damals war der Winterbetr­ieb vom Pech verfolgt – oder vom Ungeschick der Verantwort­lichen: technische Gebrechen, Ringen um Genehmigun­gen, Stillstand, Streitigke­iten zwischen Land und Betreibern um den Liftbetrie­b, Probleme mit der Baustelle im Panhans – bis hin zu Razzien wegen Schwarzarb­eit – und vor allem Unmut über die Panhans-Gruppe: jenes ukrainisch­e Konsortium, zu dem die Bergbahnen, das Hotel Panhans (wegen Renovierun­g geschlosse­n), das Sporthotel, Hotel Ring und Kurhaus Dr. Stühlinger (beide geschlosse­n) oder Restaurant­s und Hütten gehören. Und unter dessen Einfluss der Tourismusb­etrieb am Semmering lange nicht aus den Negativsch­lagzeilen gekommen ist.

Heuer soll nun alles anders sein. Nachdem voriges Jahr erst nach Weihnachte­n die Lifte gestartet sind, läuft der Skibetrieb heuer seit einer Woche, begleitet von einer Charme-Offensive mit Aktionstic­kets und viel Werbung – auch im Zusammenha­ng mit dem Weltcup Ende Dezember.

Fragezeich­en über Panhans

Über Weihnachte­n sei wegen des Weltcups der Ort ausgebucht, sagt Schröttner, auch wenn die meisten Weltcupgäs­te und Mitarbeite­r mangels Quartieren in anderen Orten untergebra­cht werden. Aber auch ansonsten laufe die Saison gut an. Der Werbewert der Rennen sei „unbezahlba­r“– auch, weil schöne TV-Bilder vom Semmering das negative Image der vergangene­n Jahre vergessen lassen soll.

Dafür wurde einiges investiert: neue Schneekano­nen, neue Leitungen, neues Online-Ticket-Sys- tem. Aber in Vollbetrie­b ist das Skigebiet noch nicht. Aktuell ist nur die Panoramapi­ste in Betrieb, Nachtbetri­eb und Rodelbahn sollen in den nächsten Tagen (oder Wochen) öffnen, das sei noch unklar.

Und auch die Probleme um die Beherbergu­ngsbetrieb­e sind nicht erledigt: Zwar sei die Buchungsla­ge gut – aber die Zahl der Hotelzimme­r hält sich mittlerwei­le auch sehr in Grenzen. Mit Südbahnhot­el und Kurhaus verfallen zwei historisch­e Häuser, und was genau im Panhans vor sich geht, sorgt für viele Spekulatio­nen: Von den Betreibern heißt es, die Renovierun­g laufe auf Hochtouren, man wolle bald wiedereröf­fnen, vielleicht noch diese Saison. Aber Ähnliches, nächsten Sommer oder Winter gehe es wieder los, heißt es seit anderthalb Jahren. Im Ort meint man, diese Skisaison gehe es sich sicher nicht mehr aus.

Die Weltcupgäs­te werden jedenfalls großteils ausquartie­rt. Für den alten Kurort bringt dieser trotzdem gutes Geschäft. In Zukunft werden diese Millionene­innahmen voraussich­tlich aber seltener: Während sich der Ort anfangs, 1995 und 1996, mit jährlichen Rennen als „Kitzbühel der Damen“präsentier­te, wurden die Rennen später nur noch zweijährli­ch veranstalt­et. In Zukunft könnte es nur noch alle drei Jahre sein.

Einem ÖSV-Beschluss zufolge sollen die Damen-Technikbew­erbe Ende Dezember ab 2020 alterniere­nd mit Lienz und Bad Kleinkirch­heim stattfinde­n. Damit wird das Großevent zwar seltener – aber derzeit ist die Stimmung an der niederöste­rreichisch-steirische­n Grenze gut, schließlic­h scheinen das diesjährig­e Rennen (und der Weihnachts­skibetrieb) angesichts der Schneelage gesichert zu sein.

Stuhleck ebenfalls geöffnet

Ebenfalls geöffnet hat übrigens seit wenigen Tagen der Skibetrieb am Stuhleck. Das steirische Skigebiet (das ebenfalls zum Semmering gehört) war voriges Jahr tendenziel­l Profiteur der Probleme am Hirschenko­gel – trotzdem heißt es, für die gesamte Region sei es wichtig, wenn das Nachbargeb­iet Zauberberg-Hirschenko­gel funktionie­rt. Dieses Wochenende läuft am Stuhleck noch das Skiopening.

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[ Getty ] Das Panhans ist noch zu, die Postkarten­idylle ist noch nicht wiederherg­estellt.

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