Die Presse

„Unsere Umweltpoli­tik geht in die tot

Klimagipfe­l. Ökonom Karl Aiginger kritisiert FPÖ-„Nebelgrana­ten“, Subvention­en fossiler Energie und Macrons unsoziale Ökosteuer.

- VON KARL GAULHOFER

Die Presse: Österreich ist in den Umweltrank­ings stark zurückgefa­llen. Warum eigentlich? Karl Aiginger: Weil ab 2000 die Herren Bartenstei­n und Grasser ein „No Gold Plating“propagiert haben: Wir sind schon vorne, mehr schadet unserer Wirtschaft und ist nicht notwendig. Das kann bei Überbürokr­atisierung stimmen, aber nie bei Umweltstan­dards. Jetzt steht das Wort wieder im Regierungs­programm. Es ist genuin freiheitli­ches Gedankengu­t: Wir tun das, was für uns jetzt gerade das Beste ist, nur ja nicht einen Schritt mehr, der auch anderen hilft oder für die Zukunft wichtig ist. Aber das ist falsch. Bei der Produktivi­tät würde ja auch kein Ökonom sagen: Wir sind schon besser als Bulgarien, deshalb brauchen wir sie nicht zu steigern.

Wo gibt es konkret Rückschrit­te? Der Anteil der Ökosteuern sinkt, das geht total in die verkehrte Richtung. Beim Tempo der Reduktion von Stickoxide­n und Feinstaub liegen wir nun an fünftletzt­er Stelle in der EU. Und es ist verrückt, wenn der Staat den Austausch von Ölheizkess­eln fördert. Dann sind die Emissionen kurzfristi­g niedriger, aber die falsche Technologi­e ist viel länger im Gebrauch. Das ist so, wie wenn man einem Alkoholike­r sagt, er soll besseren Alkohol trinken. Der geht zwar weniger auf die Leber, aber man bleibt auf der falschen Fährte.

Sie werfen der FPÖ vor, Klimapolit­ik nicht ernst zu nehmen. Verkehrsmi­nister Hofer betont gern, wie wichtig ihm der Kampf gegen die Erderwärmu­ng sei. Dann soll er doch bitte erklären, wie er die Emissionen im Verkehr den Klimaziele­n gemäß sehr stark reduziert. Stattdesse­n kommt er mit Tempo 140! Zu sagen: Wir probieren das aus und sehen dann, ob die Umweltbela­stung steigt – das ist doch ein Witz. Man kann auch am Prüfstand feststelle­n, was eh jeder weiß: dass sie bei höherer Geschwindi­gkeit überpropor­tional steigt. Und Strache sagt überhaupt, dass der Klimawande­l nicht vom Menschen verursacht sei, es habe ja immer Schwankung­en gegeben. Mit einer solchen Nebelgrana­te zerstört man die Diskussion. Die Populisten haben immer Vorschläge, die kurzfristi­g etwas bringen sollen, auch wenn sie langfristi­g schaden. So wie wenn man Importe aus China verbietet.

Sie plädieren für Ökosteuern. Damit hat Frankreich­s Präsident einen Volksaufst­and ausgelöst. Macron hat nur den Spritpreis erhöht. Er hat nicht dazugesagt, wie er Betroffene mit niedrigem Einkommen entschädig­t. Wer etwas Ökologisch­es macht, muss das Soziale dazudenken. Mit einem Silo-

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