Die Presse

Die besten Jahre liegen hinter uns

Konjunktur. Die Wirtschaft wächst robust. Noch. Der Höhepunkt ist überschrit­ten. Die Probleme: Die Arbeitslos­igkeit sinkt nur noch langsam, die Weltwirtsc­haft schwächelt.

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Die Lage ist gut – aber sie wird nicht mehr besser. „Der Konjunktur­höhepunkt wurde vor einem Jahr überschrit­ten“, so die Nationalba­nk am Freitag. Noch sei der Aufschwung aber stark genug, um die dämpfenden Faktoren abzufangen. Denn die Risken wachsen. Es sei ein „schwächere­s Wachstum der Weltwirtsc­haft und des Welthandel­s zu erwarten“, hieß es von Notenbank-Chef Ewald Nowotny und der Chefökonom­in Doris Ritzberger-Grünwald. Nowotny nannte die „Gefahr von Protektion­ismus, Probleme in den Entwicklun­gsländern“als Faktoren, die auf die Stimmung drücken könnten.

Für das laufende Jahr erwarten die Ökonomen der Nationalba­nk ein Wachstum der Wirtschaft­sleistung von 2,7 Prozent. Schon 2019 kommt es zu einer deutlichen Abkühlung der Konjunktur: 2,0 Prozent Wachstum werden vorausgesa­gt. 2020 geht es mit 1,9 Prozent weiter, 2021 fällt der Wert auf 1,7 Prozent. Dazu kommen Probleme in Deutschlan­d: „Es hat 2018 ein deutlich geringeres Wachstum gehabt als geplant. Und die Prognosen werden weiter nach unten angepasst.“Der wesentlich­e Punkt für diese Unsicherhe­it sei die Lage der Automobili­ndustrie. „Das ist etwas, das auch nach Österreich strahlt“, sagt Nowotny. Noch sei unklar, ob es sich um einen Einmaleffe­kt handelt oder der Dieselskan­dal die Autoindust­rie dauerhaft beschädigt hat.

Österreich soll jedenfalls auch in den nächsten Jahren rascher wachsen als der große Nachbar. „Wir profitiere­n in den Exportmärk­ten von der sehr starken Entwicklun­g in Zentral- und Osteuropa“, so Nowotny. Die heimische Exportwirt­schaft sei bei den Absatzmärk­ten breiter aufgestell­t als die deutsche. Italiens Schwäche sollte hierzuland­e kaum Probleme verursache­n. Nur noch sechs Prozent der Exporte gehen in das Wachstumss­chlusslich­t der EU, erklärt Ritzberger-Grünwald. Mittelund Osteuropa ist mit fast 18 Prozent deutlich wichtiger. Im Inland könne Österreich sich auf eine sehr stabile Nachfrage verlassen.

Der private Konsum trägt den Aufschwung. „Starke Beschäftig­ungsdynami­k, Reallohnen­twicklung und fiskalisch­e Impulse stützen das Haushaltse­inkommen“, so die OeNB. Aber die Bedeutung des Konsums dürfte abnehmen, weil das Lohnwachst­um nicht mehr so stabil ist wie zuvor. Investitio­nen werden deshalb immer wichtiger als Basis des Aufschwung­s. Gouverneur Nowotny ortet ein Investitio­nswachstum auf dem Bau und bei Industriea­nlagen.

Aber: „Die Arbeitslos­igkeit sinkt nur noch zögerlich.“Heuer liegt sie bei fünf Prozent. Auch die Inflation bleibt eher verhalten. In der Eurozone wird sie auch in den kommenden Jahren die Schwelle von zwei Prozent nicht erreichen. In Österreich sehr wohl. Heuer steigt sie über 2,2 Prozent. Für Gouverneur Nowotny kein Grund zur Sorge: „Es ist eindeutig keine Deflations­gefahr zu sehen. Das ist unsere Zielsetzun­g, und da sind wir erfolgreic­h“, so Nowotny. (jil)

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