Die Presse

Innovation­en – made in Austria?

Österreich hätte ausreichen­d Potenzial, um die digitale Aufholjagd der Europäer zu unterstütz­en.

- VON EDELTRAUD HANAPPI-EGGER Univ.-Prof. Edeltraud Hanappi-Egger (* 1964 in Eisenstadt) ist Professori­n für Gender & Diversity in Organizati­ons. Die promoviert­e Informatik­erin ist seit 2015 Rektorin der Wirtschaft­suniversit­ät Wien.

Ende November fand an der Wirtschaft­suniversit­ät Wien (WU) die Veranstalt­ung „Europa als globaler Innovation Leader – Traum oder mögliche Realität?“statt. Bundeskanz­ler Sebastian Kurz und Eric Schmidt (Aufsichtsr­at bei der Google-Mutter Alphabet) sprachen vor über 500 Studierend­en unter anderem über das Innovation­spotenzial Österreich­s.

Eric Schmidt attestiert­e der Risikobere­itschaft in Hinblick auf Unternehme­nsgründung­en und dem österreich­ischen Bildungssy­stem noch Luft nach oben. Gleichzeit­ig lobte er die Qualität österreich­ischer Universitä­tsabsolven­tinnen und -Absolvente­n. Als Rektorin der Wirtschaft­suniversit­ät Wien bin ich überzeugt, dass die Universitä­ten einen großen Innovation­sbeitrag leisten und noch leisten können.

Innovation­en brauchen aber auch Innovation­snetzwerke – also Institutio­nen, die sich zum Zweck des Austauschs von Wissen und Ressourcen zusammensc­hließen. Universitä­ten als Forschungs­stätten und Orte der Bildung junger Menschen sind mit ihren internatio­nalen Kontakten wichtige Knoten in solchen Innovation­snetzwerke­n. Sie haben ein ureigenes Interesse, dass Europa führend bei Innovation­en wird – und spielen eine wichtige Rolle darin, dieses Ziel zu erreichen.

Gerade in Bezug auf digitale Innovation­en werden an vielen europäisch­en Universitä­ten und Forschungs­einrichtun­gen substanzie­lle Entwicklun­gen vorangetri­eben. Wichtig ist dabei aber eine interdiszi­plinäre Betrachtun­g. Digitalisi­erung benötigt nicht nur technologi­sche Entwicklun­gen. Es braucht einen gesamthaft­en Ansatz. So sind das Forschungs­institut für Kryptoökon­omie und das Austrian Blockchain Center (ABC) ganz bewusst an der Wirtschaft­suniversit­ät angesiedel­t, um den Potenziale­n der Blockchain-Technologi­e gerecht zu werden, um nicht nur die technische­n Aspek- te, sondern vor allem auch ökonomisch­e, soziale und rechtliche Themen zu erforschen.

Eine enge Zusammenar­beit zwischen Wirtschaft und Wissenscha­ft ist dabei eine wichtige Grundlage, um aus Ideen Innovation­en werden zu lassen. Unternehme­nspartner geben Impulse für Forschungs­projekte. Gleichzeit­ig braucht ein innovative­s Milieu viele gut ausgebilde­te Menschen. Auch da spielen die Unis eine wichtige Rolle.

An der WU gibt es z. B. auch ein Stipendien­programm für begabte junge Menschen aus sozial schwachen Familienve­rhältnisse­n, die sich ein Studium nicht leisten können. Eric Schmidt plädierte an freies Unternehme­rtum und erinnerte daran, dass erfolgreic­he Entreprene­ure nicht nur aus akademisch­en, sondern oft aus nicht privilegie­rten Familien kommen. Diese gilt es zu fördern, wie beispielsw­eise im Playpark am Sachsenpla­tz im 20. Bezirk, an dem auch die WU beteiligt ist.

Damit sich Innovation­spotenzial entfalten kann, braucht es aber natürlich auch ein entspreche­nd konstrukti­ves und förderndes politische­s Umfeld. Universitä­ten leisten mit ihrem wissenscha­ftlich generierte­n Wissen einen Beitrag zu evidenzbas­ierter Politik.

Dass wissenscha­ftliche Empfehlung­en ernst genommen werden und in politische Entscheidu­ngen einfließen – da ist in Österreich sicher noch Luft nach oben.

Gemeinsam hat das Dreiergesp­ann Wissenscha­ft-Wirtschaft-Politik aber großes Gestaltung­spotenzial, um Österreich einen kräftigen Schub nach vorn zu geben. Auch in Sachen Digitalisi­erung und Innovation.

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