Die Presse

Bekenntnis­se eines Rock-Opas

- Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

D as war’s dann mit der vermeintli­chen Heldensaga von Sex, Drugs & Rock’n’Roll und der Unverwüstl­ichkeit jener Urgesteine, die die Exzesse der 1960er- und 1970er-Jahre dank hervorrage­nder medizinisc­her Betreuung, Blutauffri­schung und wohl auch viel Glück überlebt haben – und dank purem Heroin, wie Ur-Stone Keith Richards einst freimütig bekannt hat. Der Mythos bröckelt.

Der Jüngere der „Glimmer Twins“folgt nun seinem in Hassliebe verbundene­m Band-Zwilling Mick Jagger in der Vollendung eines Dreivierte­ljahrhunde­rts, was für sich genommen schon an ein medizinisc­hes Mirakel grenzt. Jahrzehnte­lang gab Richards den zugedröhnt­en Side-Kick Jaggers auf allen Stadienbüh­nen der Welt von London bis Havanna, und die Fans liebten ihn für seine Performanc­e und die Zurschaust­ellung eines zerfurchte­n Rockerlebe­ns.

Damit sei es vorbei, erzählte Richards in einem Geburtstag­sinterview – wo sonst? – mit der Zeitschrif­t „Rolling Stone“. Nur noch selten trinke er Bier oder ein Glas Wein. „Ich hatte genug davon. Es war Zeit aufzuhören.“Für ihn war das Glas des Lebens stets randvoll, und viel hat er ver- und hinunterge­schüttet. Es sei eine neue Erfahrung, Konzerte nüchtern zu spielen. Wie er es mit dem Sex hält, sagte er nicht. Aber wir stellen ihn uns im reiferen Alter als Asketen vor, mit Kamillente­e und Tofu, mit Yoga und Pilates. (vier)

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