Die Presse

Preise für exzellente Auslandsös­terreicher

Eine Rückkehr ist zwar für viele österreich­ische Forscher in den USA durchaus vorstellba­r – doch die meisten sehen keine wirklichen Möglichkei­ten, in Österreich Arbeitsgru­ppen aufzubauen.

- Die Reise nach Washington erfolgte auf Einladung des Austrian Institute of Technology (AIT).

Das Thema, mit dem sich Claudia Leeb in den vergangene­n Jahren beschäftig­te, klingt auf den ersten Blick etwas sperrig: „Power and Feminist Agency in Capitalism: Toward a New Theory of the Political Subject“. Doch wenn die Psychologi­n und Politische Theoretike­rin über die Inhalte ihrer Untersuchu­ngen spricht, leuchten ihre Augen vor Begeisteru­ng für die Sache. Dabei geht es um Machtstruk­turen in kapitalist­ischen Gesellscha­ften, die die freie Entfaltung von Frauen, Minderheit­en oder Arbeitern verhindern – und um „Momente der Grenze“(„moments of the limit“), in denen dennoch Handlungsf­ähigkeit ermöglicht wird. „Das sind oft Momente des Schmerzes, in denen man sich denkt: Das ist echt nicht okay, wie ich behandelt werde. Und anstatt sich unterzuord­nen, versucht man sich mit anderen Menschen zu organisier­en, um etwas dagegen zu tun“, erläutert die Forscherin, die in Wien und New York studierte und seit vielen Jahren an der Washington State University arbeitet.

Leeb wurde für diese Arbeit vergangene­n Samstag beim Netzwerktr­effen Arit (siehe Artikel oben) in Washington mit dem Ascina-Award in der Kategorie Junior Principal Investigat­or (10.000 Euro) ausgezeich­net. Diese Preise werden alljährlic­h vom Wissenscha­ftsministe­rium und dem Verein Ascina (Austrian Scientists and Scholars in North America) nach Begutachtu­ng durch den Wissen- schaftsfon­ds FWF verliehen. Prämiert werden Arbeiten junger österreich­ischer Forscher, die an Forschungs­einrichtun­gen in Nordamerik­a entstanden sind.

Vergeben wurden überdies zwei mit jeweils 7500 Euro dotierte Preise für „Young Scientists“: Der eine ging an Jelena Todoric, die an der Med-Uni Wien studierte und seit 2012 als Post-Doc an der University of California in San Diego arbeitet. Sie konnte nachweisen, dass bei der Entstehung von Bauchspeic­heldrüsenk­rebs – einer tödlich verlaufend­en Erkrankung, bei der es kaum Fortschrit­te bei der Behandlung gibt – eine Störung der Müllentsor­gung der Zellen (Autophagie) mitbeteili­gt ist. Daraus könnten sich Ansätze für eine Therapie ergeben.

Der andere Preis für Jungforsch­er ging an Andreas Pedross-Engel: Der Absolvent der TU Graz arbeitet seit 2014 als Post-Doc an der University of Washington, er ist beteiligt an der Entwicklun­g neuartiger Scanner auf Basis von „Millimeter-Wellen“: Diese Strahlen sind für den Menschen im Gegensatz zu heute verwendete­n Röntgenstr­ahlen ungefährli­ch.

Alle drei prämierten Forscher liebäugeln, wie sie erzählen, zwar immer wieder mit einer Rückkehr nach Österreich. Allerdings sehen sie keine wirklichen Möglichkei­ten, in Österreich eigene Forschungs­gruppen aufzubauen – die Attraktivi­tät der US-Universitä­ten ist für sie ungebroche­n. (APA/ku)

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