Heißt es „zu“oder „an“Weihnachten?
Die grammatikalischen Varianten des Deutschen.
Essen Sie zu Weihnachten Rindsbraten? Wenn dem so ist, dann wohnen Sie vermutlich in Ostösterreich. Im Westen des Landes wird das festliche Mahl jedenfalls gelegentlich – konkret von 26 Prozent der Bevölkerung – auch „an“Weihnachten zubereitet, in der Schweiz (83 Prozent) und in Südwestdeutschland (75 Prozent) ebenso. Bevor Sie sich also über dem Gabentisch in einem Streit über die Grammatik verheddern, bedenken Sie, dass die deutsche Sprache auch innerhalb von Landesgrenzen viele Varianten kennt.
Selbst der eingangs erwähnte Rindsbraten ist nicht in Stein gemeißelt: In Österreich wird genauso häufig Rinderbraten, also mit er- statt s-Fuge, serviert. Ein Online-Nachschlagewerk mit mehr als 1300 Einträgen gibt nun Einblicke in die enorme Vielfalt der deutschen Standardsprache.
Sieben Jahre lang arbeitete eine Forschergruppe aus Österreich, Deutschland und der Schweiz an dem Projekt „Variantengrammatik“, das Expertisen aus Grammatik, Computerlinguistik und Variationslinguistik vereint. Neben regionalen Spezifitäten und Textbeispielen enthält die Datenbank auch Grafiken zur Auftretenshäufigkeit von Varianten sowie Frequenztabellen.
Die grammatische Variation in der deutschen Standardsprache war ein Gebiet innerhalb der linguistischen Forschung, das lange Zeit kaum Beachtung fand, so der Grazer Germanist und Projektleiter Arne Ziegler vom Institut für Germanistik der Karl-FranzensUni. Seine Kollegin Anna Thurner ergänzt: „Ziel des Projekts war es, auf der Basis eines breiten Korpus von Zeitungstexten aus allen Ländern und Regionen des zusammenhängenden deutschen Sprachgebiets die grammatische Standardvariationen zu erfassen.“(cog/APA)