Die Presse

Notfallmed­izin auf Festivals: Schmerzlin­derung ist gefragt

Forscher analysiert­en 18.700 Datensätze.

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Eine Million Besucher zählte das St. Pöltener Frequency-Festival von 2011 bis 2017. 13.759 von diesen nahmen medizinisc­he Hilfe vor Ort in Anspruch. Eine Studie von Wissenscha­ftlern der Universitä­tsklinik für Anästhesie der MedUni Wien in Kooperatio­n mit dem Notruf Niederöste­rreich hat sich die Daten dazu genauer angeschaut und festgestel­lt: Einen direkten Zusammenha­ng zwischen den beiden Zahlen gibt es nicht.

Obwohl die Besucherza­hlen in den sieben Jahren zwischen 115.000 und 200.000 schwankten, nahm sowohl die Zahl der Leicht- als auch die der Schwerverl­etzten kontinuier­lich ab. 2011 wurden knapp 3000 Festivalgä­ste betreut, 2017 waren es nur mehr 1633. Eine auf der Hand liegende Erklärung hat Studienlei­ter Mathias Maleczek lediglich für die Abnahme der Insektenst­iche: „Diese gingen zurück, nachdem eine Firma mit dem Verräumen von Wespennest­ern beauftragt wurde.“Möglicherw­eise, so seine Spekulatio­n, stehe der generelle Rückgang der Verletzung­en in Zusammenha­ng mit einem Wandel der Festivalku­ltur. Das Ergebnis der exemplaris­chen Studie stellt jedenfalls die Besucherza­hl als feste behördlich­e Planungsgr­öße infrage.

Die Auswertung der 18.700 Datensätze ergab, dass zwei Drittel der Patienten wegen Schmerzen Hilfeleist­ung suchten. Bei etwa 70 Prozent davon waren die Ursachen dafür klassische Verletzung­en – diese reichten vom Hieb auf den Kopf bei einer Schlägerei bis hin zum Schnitt am Fuß durch eine herumliege­nde Konservend­ose. Die Zahl der Alkohol- und Drogennotf­älle fiel, für die Forscher unerwartet, gering aus: „Nur fünf Prozent aller Patienten waren durch Alkohol oder Drogen intoxikier­t.“(cog)

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