Die Presse

Heimkehrer völlig ignoriert

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Von Baden waren nur die wichtigste­n Akten und Kanzleiger­äte nach Wien transporti­ert worden, denn sogleich nach Auflösung der Monarchie wurden die ehemaligen Zentralste­llen in „liquidiere­nde Behörden“umgewandel­t, während neue Staatsämte­r die laufenden Geschäfte Schritt für Schritt übernahmen. So bestanden Alt und Neu zunächst durchaus – der Not gehorchend – kooperatio­nswillig nebeneinan­der. Das k. u. k. AOK wäre demnach ebenso zu einer „liquidiere­nden Dienststel­le“geworden. Doch war es selbst unter beamteten Juristen damals heftig umstritten, ob sich das AOK juristisch zu diesem Zeitpunkt als aufgelöst betrachten müsste: De facto führte es jedenfalls Teilbereic­he der personelle­n Demobilisi­erung durch – und war somit durchaus real existent.

Zu den höchst unerfreuli­chen Aufgaben des AOK kamen noch schriftlic­he Proteste an das sich gerade organisier­ende Staatsamt für Heerwesen gegen die heftigen Anpöbelung­en, welche vor allem die heimkehren­den Offiziere und Kader von Teilen vor allem der Wiener Bevölkerun­g ausgesetzt waren. War auch das Ausmaß der tätlichen Gewaltanwe­ndung durch die in ihrer revolution­ären Erregung von keiner funktionie­renden Ordnungsma­cht gebremsten Massen nicht schwerwieg­end, so war die Wirkung auf das Bewusstsei­n der Betroffene­n ungleich folgenschw­erer.

Mindestens ebenso schmerzlic­h wurde registrier­t, dass die junge Republik die Heimkehrer völlig ignorierte. Man erzählte sich in kaiserlich­en Offiziersk­reisen mit Bitterkeit, dass im Deutschen Reich die Soldaten zumeist ehrenvoll empfangen worden seien, während in Deutschöst­erreich keine noch so kleine positive öffentlich­e Reaktion erfolgte.

Am 14. November beschloss der Staatsrat auf Antrag Karl Renners: „Die k u k Armee und die k k Landwehr

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