Die Presse

Auf dem Bau und in Schlachthö­fen

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Autobus Ultima Speranza

QWir begegnen Bogdan, der zuletzt Christbäum­e schnitt, Erzsebet,´ die modelt, Daiana, die trotz eines Mastertite­ls in Psychologi­e für zehn Euro pro Stunde in Wien Büros und Wohnungen putzt, und vielen anderen. Fast alle arbeiten in Jobs auf dem Bau, in Schlachthö­fen und Fabriken, dienen in der 24-Stunden-Pflege oder als Reinigungs­kraft, schwarz oder schlecht bezahlt und werden manchmal um ihren Lohn betrogen. Sie verdingen sich im Ausland, weil es in ihrer Heimat keine Arbeitsplä­tze gibt oder Gehälter und Pensionen fürs Leben nicht ausreichen.

Verena Mermer hat drei Jahre lang als Lektorin in Cluj gearbeitet und Schicksale rumänische­r Arbeitsmig­ranten und ihrer Familien kennengele­rnt. Ihre Aufgabe sei es gewesen, das Rohmateria­l neu zusammenge­setzt zu überliefer­n, schreibt sie im Nachwort. Sie habe „auch zahlreiche Formulieru­ngen, Denkund Betrachtun­gsweisen“übernommen.

Mermer gelingen aufs Wesentlich­e fokussiert­e, vielschich­tige Geschichte­n, die das Ringen ums tägliche Auskommen und sozialen Aufstieg zeigen und die Auswirkung der Arbeitsmig­ration auf soziale Gefüge beleuchten, die Hinnahme oder das Erleiden von Versäumnis­sen. Und es sind Erzählunge­n, die in einem leichtfüßi­gen Ineinander­fließen von Beobachtun­gen, Gedanken und Erinnerung­en, von Wachsein und Einnicken, Tagund Nachtträum­en das Fremdsein, Entfremdun­g, Einsamkeit, aber auch Momente des Glücks in diesem lesenswert­en Buch aufleben lassen.

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