Die Presse

Luxuriöses Fünf-Sterne-Resort im Eröffnungs­jahr mit der politische­n Realität konfrontie­rt wurde.

- VON STEFANIE KOMPATSCHE­R

Das erste Mal auf den Malediven. Schon der Blick aus dem Flugzeug zieht einen in den Bann. Das Reich der tausend Inseln, das glasklare Wasser, der weiße Sand, sie locken nicht ohne Grund immer mehr Urlauber aus aller Welt an.

Unser Ziel liegt 241 Kilometer nördlich von der überfüllte­n Inselhaupt­stadt, Male,´ entfernt, eineinhalb Stunden mit dem Wasserflug­zeug: Gaakoshibe­e. Gerade einmal 22 Fußballfel­der würden auf der 16 Quadratmet­er großen Insel Platz haben. Oder ein palmengesä­umter und 200 Meter langer Swimmingpo­ol (der größte des ganzen Landes) sowie drei Restaurant­s, ein Spa, ein Fitnesscen­ter, ein Kinderund Jugendklub und 120 Luxusville­n. Die Fairmont-Gruppe hat sich für Letzteres entschiede­n und heuer das Fünf-Sterne-Resort Sirru Fen Fushi auf der unbewohnte­n Insel eröffnet. Dieses lässt kaum einen Wunsch offen. In einem der Restaurant­s gibt sogar einen japanische­n Chefkoch, der köstliches Sushi zubereitet. Die großzügige­n Villen mit geschmackv­ollem Interieur und freistehen­der Badewanne stehen am Strand oder auf Pfahlbaute­n direkt im Wasser. Dort ist die große Terrasse mit eigenem Pool zugleich das Eingangsto­r in die eigentlich­e Attraktion: den Indischen Ozean. Schnorchel­ausrüstung bringt ein Butler gern aufs Zimmer, und so taucht der Besucher gleich vor der eigenen Tür in eine fasziniere­nde Unterwasse­rwelt ein, in der sich Rochen, ungefährli­che Riffhaie und viele farbenfroh­e Fische tummeln. Mit etwas Glück kann man sogar eine Meeresschi­ldkröte entdecken oder ein paar Delfine, die in der Ferne vorbeispri­ngen. Die Stunden vergehen wie im Flug.

Wer es abenteuerl­icher will, ist im inseleigen­en Tauchzentr­um gut aufgehoben. Das Resort leistet sich aber nicht nur eigene Tauchlehre­r, sondern auch zwei Meeresbiol­ogen. Sie kämpfen gegen eine Korallenbl­eiche, die das Wetterphän­omen El Nin˜o verursacht hat, begleiten Schnorchel- und Tauchaus- flügler und geben Besuchern gern Auskunft über ihre Arbeit.

Den Abend lässt man mit den Füßen im Sand und mit einem Cocktail in der Hand in der Strandbar ausklingen. Denn anders als auf den Einheimisc­heninseln darf der Alkohol auf den Resortinse­ln fließen. Auch für sexuelle Orientieru­ng oder Religion interessie­rt sich keiner. Dass das auf den Malediven nicht überall so ist, wissen manche Urlauber gar nicht. Auch nicht, dass die Inselgrupp­e ein is- lamischer Staat ist. Das liegt daran, dass das Land auf strikte Trennung setzt: auf den einen Inseln die Hotelresor­ts, auf den anderen die Moscheen – und auf wieder anderen finden die Müllberge Platz, die täglich angeschwem­mt werden. Das Modell funktionie­rt meistens. Doch manchmal lässt sich auch in der abgeschott­etsten Traumdesti­nation die politische Realität nicht ausblenden. Das hat das Management des Sirru Fen Fushi gleich im Eröffnungs­jahr erlebt. Ein Unter-

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