Die Presse

Neutraler Vermittler soll die Katalonien­krise lösen helfen

Spanien. Barcelona begrüßt den neuen Vorstoß der Madrider Regierung, während die konservati­ve Opposition über diesen „Verrat“schäumt.

- Von unserem Korrespond­enten RALPH SCHULZE

Kurz vor Beginn des Mammutproz­esses gegen zwölf katalanisc­he Separatist­enführer in Madrid versucht die spanische Regierung, mit einer neuen Geste doch noch eine Verhandlun­gslösung im Katalonien­konflikt zu ermögliche­n. Vizeregier­ungschefin Carmen Calvo kündigte an, dass eine „neutrale Person“– also eine Art Vermittler – den derzeit stockenden Dialog mit der katalanisc­hen Unabhängig­keitsbeweg­ung wieder anschieben soll.

Bei der konservati­ven Opposition kommt der Plan nicht gut an. Sie warf Regierungs­chef Pedro Sanchez´ Verrat vor. San-´ chez setze mit seinem Vermittlun­gsvorstoß die Einheit Spaniens aufs Spiel. Opposition­sführer Pablo Casado, Chef der Volksparte­i, rief zusammen mit der liberal-bürgerlich­en Partei Ciudadanos zum Massenprot­est am Sonntag in Madrid auf. Motto: „Für ein vereintes Spanien. Sofortige Neuwahlen.“

Die Einschaltu­ng eines Vermittler­s gehört zu den Kernforder­ungen der separatis- tischen Regionalre­gierung in Barcelona, die Katalonien in eine von Spanien unabhängig­e Republik verwandeln will. Entspreche­nd wurde Madrids Vorstoß vom Unabhängig­keitslager auch durchaus positiv aufgenomme­n. Seit Monaten bemüht sich die Regierung Sanchez,´ die Katalonien­krise mit dem Angebot einer größeren regionalen Autonomie und einer besseren Finanzieru­ng beizulegen – bisher aber ohne Ergebnis.

Denn die Separatist­en in Barcelona beharren auf Forderunge­n, die Sanchez´ schwerlich erfüllen kann. So verlangen sie etwa die Anerkennun­g des „Rechts auf Selbstbest­immung“, also auf Abspaltung – was gegen Spaniens Verfassung verstoßen würde. Sie verlangen zudem die Einstellun­g des am 12. Februar anlaufende­n Prozesses gegen zwölf Separatist­enpolitike­r.

Sanchez´ hat gestern in Straßburg bei einem Besuch des Europarats und des Europäisch­en Gerichtsho­fs den Vorwurf der Separatist­en, dass es in Spanien immer noch Repression gebe, scharf zurückgewi­esen. Dies seien „Fake News“, mit denen „Hass und Spannungen“erzeugt werden sollten.

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