Von Havanesern, Haaren und Fotografen
Mensch und Tier sind sich oft erstaunlich ähnlich. Kein Wunder, dass es zu Verwechslungen kommt.
Nachdem
meine Mutter unabsichtlich Jahre damit verbracht hat, mich Aliris zu nennen (sie beginnt mit dem Namen meiner Schwester, um dann in die richtige Richtung abzubiegen), habe ich jetzt selbst das Alter erreicht, in dem man Familienmitglieder erratisch mit dem Namen anderer Verwandten anspricht: die Nichte wie die Schwester, den Cousin wie den Neffen, es gibt erstaunlich viele Kombinationsmöglichkeiten. Und auch mein Berufsleben scheint schon Auswirkungen darauf zu haben: Als ich zuletzt intensiv über Deutschlands Innenpolitik schrieb, ging es sogar so weit, dass ich den Hund Merkel nannte. Andererseits: Mit Kramp-Karrenbauer ist es noch nicht passiert. Ich kann es also nicht mehr persönlich nehmen, dass ich von den Eltern auch schon wie der Familienhund gerufen wurde. Während meine Verwechslung mit der deutschen Bundeskanzlerin beruflich bedingt war, könnte das aber auch optische Gründe haben. Immerhin haben Tochter und Tier beide schwarze Haare, und der Hund schafft es in Männchenposition auch auf gute 150 Zentimeter Körpergröße.
Mit diesen optischen Ähnlichkeiten sind wir übrigens nicht allein. Kollege S. wurde beim Spazierengehen von einer Frau darauf angesprochen, dass Hündin J. das gleiche feuerrote Haar habe. „Bei mir ist es genauso“, sagte sie und nahm ihre Haube ab, um die wuschelige Frisur mit der ihres Havanesers zu vergleichen.
Der britische Fotograf Gerrard Gethings hat eine ganze Porträtreihe geschossen, in der er Mensch und Tier vergleicht. Dafür wurden zu den Hunden aber fremde, passende Personen gesucht. Der Künstler nimmt es nicht so genau. So, wie es manche in der Familie mit den Namen halten.