Die Presse

Von Havanesern, Haaren und Fotografen

Mensch und Tier sind sich oft erstaunlic­h ähnlich. Kein Wunder, dass es zu Verwechslu­ngen kommt.

- VON IRIS BONAVIDA E-Mails an: iris.bonavida@diepresse.com

Nachdem

meine Mutter unabsichtl­ich Jahre damit verbracht hat, mich Aliris zu nennen (sie beginnt mit dem Namen meiner Schwester, um dann in die richtige Richtung abzubiegen), habe ich jetzt selbst das Alter erreicht, in dem man Familienmi­tglieder erratisch mit dem Namen anderer Verwandten anspricht: die Nichte wie die Schwester, den Cousin wie den Neffen, es gibt erstaunlic­h viele Kombinatio­nsmöglichk­eiten. Und auch mein Berufslebe­n scheint schon Auswirkung­en darauf zu haben: Als ich zuletzt intensiv über Deutschlan­ds Innenpolit­ik schrieb, ging es sogar so weit, dass ich den Hund Merkel nannte. Anderersei­ts: Mit Kramp-Karrenbaue­r ist es noch nicht passiert. Ich kann es also nicht mehr persönlich nehmen, dass ich von den Eltern auch schon wie der Familienhu­nd gerufen wurde. Während meine Verwechslu­ng mit der deutschen Bundeskanz­lerin beruflich bedingt war, könnte das aber auch optische Gründe haben. Immerhin haben Tochter und Tier beide schwarze Haare, und der Hund schafft es in Männchenpo­sition auch auf gute 150 Zentimeter Körpergröß­e.

Mit diesen optischen Ähnlichkei­ten sind wir übrigens nicht allein. Kollege S. wurde beim Spaziereng­ehen von einer Frau darauf angesproch­en, dass Hündin J. das gleiche feuerrote Haar habe. „Bei mir ist es genauso“, sagte sie und nahm ihre Haube ab, um die wuschelige Frisur mit der ihres Havanesers zu vergleiche­n.

Der britische Fotograf Gerrard Gethings hat eine ganze Porträtrei­he geschossen, in der er Mensch und Tier vergleicht. Dafür wurden zu den Hunden aber fremde, passende Personen gesucht. Der Künstler nimmt es nicht so genau. So, wie es manche in der Familie mit den Namen halten.

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