Die Presse

Während des Spiels verkauft

NBA-Basketball. Dallas leistet sich mit Harrison Barnes Amerikas kurioseste­n Transfer.

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Dass Spieler in allen US-Ligen (zu gewissen Zeitpunkte­n) nach Lust und Laune, ungeachtet aller Errungensc­haften, Verdienste oder Verträge von ihren Klubs weiterverk­auft oder verliehen werden, ist Teil des Geschäfts. Neue Maßstäbe, was Skurrilitä­t und Chuzpe anbelangt, haben die Basketball­er der Dallas Mavericks erreicht. Sie haben – während des laufenden Spiels gegen die Charlotte Hornets – Harrison Barnes verkauft.

„Ich saß auf der Bank, als ich es herausgefu­nden habe“, berichtete der Deutsche Dirk Nowitzki nach dem 99:93-Sieg über den auch für ihn verblüffen­den Wechsel. Die Stimmung in der blau erleuchtet­en Mavs-Kabine war trotz des sportliche­n Erfolgs spürbar gedrückt. Denn: Mitarbeite­r räumten die Sachen aus dem Spind von Barnes, als sich Nowitzki noch direkt daneben anzog.

Coach Rick Carlisle wurde vom Management keine 24 Stunden vor Transfersc­hluss, nach eigener Aussage, ebenfalls kalt erwischt. In den ersten drei Vierteln stand Barnes, 26 und Stammspiel­er, doch noch auf dem Feld. Dann aber verbreitet­e sich die Nachricht vom Wechsel zu den Sacramento Kings rasant im American Airlines Center. „Darum hat er zum Ende nicht mehr gespielt“, erklärt Carlisle.

Als Barnes ein letztes Mal als Dallas-Profi in die Kabine kam, hatte er sein Trikot schon ausgezogen. Obwohl er von seinem erzwungene­n Abschied aus Texas erfahren hatte, war der Flügelspie­ler bei seinen Teamkolleg­en auf dem Parkett geblieben – und hatte sie angefeuert. Er bedankte sich an- schließend via Instagram für zweieinhal­b Jahre in Dallas. Kritische Anmerkunge­n sparte er sich.

Die Mavs erhalten im Tausch von den Kings Zach Randolph und Justin Jackson. Vor allem haben sie damit im Sommer mehr Geld im Salary Gap (Gehaltsobe­rgrenzen), um weitere Neuzugänge zu holen. „Das ist verrückt im Moment. Diese Woche ging es wie in einem Zoo zu“, sagte Carlisle, äußerte aber Verständni­s. „Es ist ein dynamische­s Geschäft, man nimmt die Dinge, wie sie passieren.“Zuletzt hat Dallas in einem Tauschgesc­häft mit gleich sieben involviert­en Spielern den Letten Kristaps Porzin¸g´is – er soll mit Saisonende Nowitzki ersetzen – von den NY Knicks geholt.

Finanziell trägt Barnes keinen Schaden davon. Sein neuer Vertrag ist 25 Millionen Dollar wert. (fin)

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