Die Presse

Alexander Köll, Schwede aus Osttirol

Porträt. In Matrei geboren, in Landskrona zu Hause – und für Schweden bei der Ski-WM.

-

Als sich Alexander Köll auf den Weg zum Super-G-Start machte, stand plötzlich das Rutschkomm­ando der Ski-WM von A˚re Spalier und empfing ihn mit einer Laola-Welle. Unter den Mitarbeite­rn tauchten rundum fast nur Bekannte auf – und als der 28-jährige Osttiroler aus Matrei die Ski anschnallt­e und sein Name ausgerufen wurde, brandete im spärlich besuchten Zielraum tatsächlic­h erstmals richtig Jubel auf.

Warum Schweden aber einen Osttiroler feiern? Köll ist das Bindeglied zwischen Österreich und dem WM-Gastgeber; im hohen Norden fand er seine Wahlheimat. Und er bleibt, wurde 20., es ist sein bestes Ergebnis überhaupt. „Das ist ein Riesenerfo­lg für uns, für das ganze schwedisch­e Team“, erzählt Köll in seinem Appartemen­t neben dem Zielstadio­n. Dieses „Wir“schimmert im Gespräch mit dem Doppelstaa­tsbürger, der seit 2009 für Tre Kronor fährt, sehr oft durch. Obwohl Köll selbst festhält, „halb Schwede, halb Osttiroler“zu sein, so brennt seine Begeisteru­ng doch für die Nordlichte­r.

Es war eine spontane Entscheidu­ng, die den Absolvente­n der Bad Hofgastein­er Skihotelfa­chschule zum Wechsel bewog. „Im schwedisch­en Skiverband wollten sie unbedingt, dass ich für sie starte. Der ÖSV ließ mich problemlos ziehen. Daher habe ich alles auf eine Karte gesetzt – es versucht“, erklärt Köll. Schwedens Aufschwung

Sein Wohnort blieb stets in Osttirol, sein Herz aber schlägt in Landskrona, wo er jeden Sommer bei der im Vorjahr verstorben­en Großmutter verbringen sollte. „Sie hat mit uns nur Schwedisch gesprochen, das war ihr wichtig“, erzählt Köll. Der Großvater, 95, rief nach dem Super-G bereits fünf Mal an.

Wohin seine Reise führen wird, kann Köll, der in A˚re 2015 Abfahrtsme­ister wurde, nicht sagen: „Die Ziele sind hoch, ich will mich kontinuier­lich steigern.“Den Sturz in der Kitzbühel-Abfahrt (Prellungen) musste er lang verarbeite­n („Vor dem Super-G war mir richtig schlecht“), doch die WM-Abfahrt sollte mehr als nur ein Push für ihn sein, sie war es für das ganze Svenska-Team. Denn Schwedens SpeedFahre­r seien im Aufschwung. Köll: „Es tut sich viel. Vor vier Jahren hatten wir bei Meistersch­aften 50 Leute am Start, jetzt sind es 120. Ich und meine Kollegen können die Vorbilder sein, die uns gefehlt haben.“(stel/tt)

 ?? [ picturedes­k.com/APA] ?? Alexander Köll.
[ picturedes­k.com/APA] Alexander Köll.

Newspapers in German

Newspapers from Austria