Österreichs Wirtschaft von der Krise nicht erholt
Konjunktur. Das Wifo hat sich angesehen, wie Österreich mehr als zehn Jahre nach der Finanzkrise dasteht. Die Antwort ist ernüchternd: Der durch den Einbruch entstandene Rückstand konnte bisher nicht aufgeholt werden.
Wien.
Die österreichische Wirtschaft hat den Wachstumseinbruch auch mehr als zehn Jahre nach der Finanzkrise noch nicht aufgeholt. Das Niveau der Wirtschaftsleistung sei derzeit zwar um zehn Prozent höher als vor zehn Jahren, liege aber auch um gut ein Zehntel unter dem (verlängerten) Vorkrisentrend. Das geht aus dem aktuellen Monatsbericht des Wirtschaftsforschungsinstituts Wifo hervor. Ein Aufholen dieses Rückstands erwarten die Ökonomen mittelfristig nicht, eher ein weiteres Abdriften.
Das Wifo geht davon aus, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in den nächsten Jahren um 2,0 Prozent pro Jahr wachsen wird. „Es ist unklar, wie weit die Senkung des Trends Folge von Nachfrageschwäche, verzögerter Anpassung, Kumulierung verunsichernder Schocks oder eines Strukturbruchs ist“, räumten die Wifo-Experten ein. Elemente eines Strukturbruchs dürften aber dominieren. Verdrängung von Märkten
Die westlichen Industrieländer büßten an Dominanz auf dem Weltmarkt ein und die Politik tendiere dazu, mit protektionistischen Maßnahmen gegenzusteuern. Die Unternehmen dürften das verringerte Niveau der Aktivität inzwischen als normal ansehen und ihre Pläne darauf abgestellt haben.
„Anstelle der sich offenbar anbahnenden Politik von Handelsbeschränkungen und nationaler Ab- schottung erscheint eine Forcierung der Technologiepolitik als die dafür adäquate Strategie“, heißt es. Zur Milderung des Strukturbruchs müsse gegen die Verdrängung auf strategisch wichtigen Märkten angekämpft werden.
Seit mehr als zehn Jahren werden Bevölkerung und Wirtschaft AUF EINEN BLICK Die heimische
Wirtschaft hat gute Jahre hinter sich. Aber den Schock der Krise spürt sie bis heute. Das geht aus einer aktuellen Untersuchung des Wifo hervor. Demnach sei die Wirtschaftsleistung immer noch ein Zehntel unterhalb des (verlängerten) Trends von vor der Krise. Dazu kamen weitere Schocks wie die Migrationskrise. von einer Kumulierung verunsichernder Schocks gebeutelt. Krise auf Krise
Auf die Finanzkrise folgten EuroSchuldenkrise, Migrationskrise, Brexit-Abstimmung sowie die Wahl von Donald Trump zum USPräsidenten und zuletzt ein Regierungswechsel in Italien, womit eine Periode „generell verunsichernder und EU-kritischer Politik“einsetzte.
„Manche Strukturänderungen, wie die zunehmend ungleiche Einkommensverteilung oder der Trend zur Dominanz der Finanzmärkte, können aber auch durch nationale Maßnahmen zumindest gemildert werden“, so die Experten des Wifo. (APA)