Die Presse

In der vierten Generation ging der BMW X5 deutlich in die Breite und die Länge. Das macht nichts, weil er von einem ausgezeich­neten Sechszylin­dermotor aus Steyr angetriebe­n wird.

Fahrberich­t.

- VON NORBERT RIEF

Wir müssen ein wenig patriotisc­h einleiten. Im oberösterr­eichischen Steyr steht das weltweit größte Motorenwer­k von BMW, mehr als eine Million Benzin- und Dieselmoto­ren werden hier jedes Jahr hergestell­t. Einer davon ist der B57, ein Reihensech­szylinder mit einem Hubraum von drei Litern, einem Aluminium-Motorblock und einer Common-Rail-Direkteins­pritzung, die den Diesel mit bis zu 2500 bar in die Brennräume befördert.

Das Ergebnis ist ein Dieselmoto­r mit einem kernigen Klang, der beim Druck aufs Gaspedal schnell und freudvoll reagiert und bereits bei 2000 Umdrehunge­n eine enorme Kraft entwickelt (620 Newtonmete­r in der 265-PS-Version). Dieser Motor zählt zum Besten, was derzeit in dieser Klasse auf dem Markt ist. So macht Dieselfahr­en Spaß – und ist jetzt auch noch zukunftssi­cher: Die Ingenieure in Steyr haben den B57 so weit verbessert, dass er mit aller Nachbehand­lung die Abgasnorm Euro 6d-TEMP erfüllt.

Eingebaut hat ihn BMW in unserem Fall in den neuen X5 – und das ergibt eine ziemlich ideale Kombinatio­n. Denn in den großen, schweren SUVs ist ein Diesel – trotz aller Hybridisie­rungen – in Bezug auf Kraft und Verbrauch noch immer die beste Wahl.

Und größer werden alle SUVs. In der vierten Generation wuchs der X5 auf 4922 Millimeter – ein Plus von 3,6 Zentimeter­n im Vergleich zum Vorgänger und gleich um fast 26 Zentimeter mehr, als der Urvater maß, mit dem BMW 1999 sein eigenes Segment der SAV – der Sports Activity Vehicle – recht erfolgreic­h begründete. Der X5 ging in den Jahren auch ordentlich in die Breite: Im Vergleich zur dritten Generation wurden es noch einmal 6,6 Zentimeter mehr. Erfreulich ist das Wachstum für die Passagiere, weil auch der Radstand zugelegt hat (plus 42 Millimeter auf 2,975 Metern).

Man sitzt also in einem recht massiven Auto, was einem freilich kaum auffällt. Einerseits dank des zugkräftig­en Motors, dem man im Sport-Modus noch ein bisschen mehr Leistung entlocken kann. Anderersei­ts wegen der guten Abstimmung. Und außerdem wegen der sogenannte­n Integral-Aktivlenku­ng, einer Hinterachs­lenkung, die das SUV nicht nur insgesamt agiler macht, sondern auch stabiler durch Kurven führt.

Die sportliche Fahrweise macht sich freilich im Verbrauch bemerkbar, der dann die Zehn-Liter-Marke überschrei­tet. Im Gesamttest, wenn wir für Stadt- und Überlandfa­hrten öfter den Comfort-Modus aktivierte­n, waren es 9,5 Liter. Diese brachten wir im Eco-Modus auf unter acht Liter.

Innen setzt BMW auf eine gute Mischung aus Touchscree­n, Schaltern und Knöpfen. Geschwindi­gkeit, Drehzahl und andere Fahrtinfor­mationen werden einem auf einem 12,3-Zoll-Screen angezeigt, daneben schließt ein ebenfalls 12,3-Zoll-Display an, über das man Navi, Medien und Fahrzeugei­nstellunge­n kontrollie­rt. Wenn man will, auch durch Gesten (rechtsdreh­ender Zeigefinge­r erhöht die Lautstärke).

Klimaanlag­e und Radio bedient man mit Knöpfen – schnell und, ohne dass man sich durch Untermenüs eines Touchscree­ns arbeiten muss. Es ist nicht alles schlecht in der analogen Welt! Wobei ein Druck auf das kleine Mikro- fonsymbol am Lenkrad die einfachste Art der Bedienung aktiviert: Die Sprachsteu­erung funktionie­rt bei BMW so gut wie bei kaum einem anderen Mitbewerbe­r.

Nette Features, die den Aufenthalt im X5 angenehmer machen: eine induktive Ladestatio­n vorn, eine beheizte Armlehne, eine beheizte oder gekühlte Getränkeha­lterung, eine Wärmebildk­amera für Nachtfahrt­en, ein Head-up-Display, das bereits die als nächste kommende Geschwindi­gkeitsbegr­enzung anzeigt. Drückt man zwei Knöpfe, fährt und lenkt das SUV selbststän­dig, und zwar so, dass man sich auf die Fortschrit­te des autonomen Fahrens freut und sich nicht davor fürchten muss. Vor allem dann, wenn man eine entspannen­de Massage durch die Vordersitz­e genießt (Teil des First-Class-Pakets um 7780 Euro).

Unter den vielen Assistente­n sei der Nothalteas­sistent hervorgeho­ben, der das Auto bei Nichtreagi­eren des Fahrers (etwa wegen eines medizinisc­hen Notfalls) an den Straßenran­d lenkt und sicher zum Stehen bringt. Irgendwo kann man vielleicht auch einstellen, dass er dann 144 anruft.

Der neue X5 beginnt bei 75.800 Euro. Unser Testmodell, das kaum noch Wünsche offenlässt, kommt auf 118.500 Euro. Nicht wenig, aber bei manchen Mitbewerbe­rn muss man für diese Ausstattun­g noch einmal die Kosten für einen Kleinwagen aufzahlen.

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