Die Presse

Und jetzt noch ein AMG!

Fahrberich­t. Mercedes hat der X-Klasse einen Sechszylin­dermotor spendiert, womit sich der Pick-up lustvoll bewegen lässt und auch für schwere Lasten gerüstet ist. So denn jemand mit diesem Auto überhaupt etwas transporti­ert.

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2009 schuf Ford mit der zwölften Generation des F150 Fakten. Das meistverka­ufte Auto der USA, den beliebtest­e Pick-up der amerikanis­chen Geschichte, gab es ab diesem Zeitpunkt nur noch als V8. Sechszylin­dermotoren waren aus der gesamten F-Serie verbannt.

Lang hielt man das nicht durch. Auch in den USA drängten die Kunden auf Downsizing, ab Anfang 2011 bot Ford den F150 auch mit einem V6-Motor an, einem 3,5-Liter-Eco-Boost mit Doppelturb­o.

Gott sei Dank hielt Mercedes nicht so lang durch und gab dem Druck der Kunden nach Upsizing etwas schneller nach. Mitte 2017 stellten die Stuttgarte­r ihren Pickup vor: die X-Klasse, die man gemeinsam mit Nissan und Renault entwickelt hatte. Von Beginn an schnurrte ein Vierzylind­ermotor in dem nicht gerade kleinen Gefährt, der brav seine Dienste versah und den Pick-up zuverlässi­g von A nach B brachte. Allerdings nicht sehr lustvoll. Das ändert sich jetzt, weil Mercedes seiner X-Klasse einen hauseigene­n V6-Motor spendiert hat.

Und der kann was: Der 3,0Liter-Dieselmoto­r mit 258 PS (190 kW) schafft ein Drehmoment von 550 Newtonmete­rn. Mehr als ausreichen­d, um den Pick-up mit seinen 2,28 Tonnen Eigengewic­ht schwungvol­l zu bewegen. Wenn man’s drauf anlegt, ist man in 7,9 Sekunden auf 100 km/h. Der Verbrauch im Test: ca. zehn Liter.

Neu sind in diesem Segment die vielen verschiede­nen Fahrmodi, die die Charakteri­stik des Motors und die Schaltpunk­te des Siebengang-Automatikg­etriebes verändern: Comfort, Eco, Sport, dazu ein manuelles Programm und ein spezielles Offroad-Setting. Wirklich bemerkensw­ert ist, wie leise der Dieselmoto­r seine Dienste tut. Es mag noch immer viel Nissan in der X-Klasse mitschwing­en, diese Geräuschdä­mmung bekommt man aber nur bei Mercedes. So erkundet der Waldbesitz­er standesgem­äß seine Latifundie­n, während dezent Vivaldi aus den acht Lautsprech­ern klingt.

Apropos standesgem­äß. Ja, es gibt neben komfortabl­en Ledersit- zen und Lederverkl­eidung viel Hartplasti­k in diesem Mercedes – das ist in einem Pick-up aber durchaus sinnvoll, selbst wenn sich die Fahrer der X-Klasse wahrschein­lich nicht ganz so dreckig machen wie jene der Mitbewerbe­r. Auch wenn man recht gut in den Gatsch und den Dreck fahren könnte – die X-Klasse hat permanente­n Allradantr­ieb, dazu gibt es eine Untersetzu­ng und auf Wunsch eine hundertpro­zentige Differenzi­alsperre für die Hinterachs­e.

Gut geglückt ist Mercedes die Abstimmung, die bei einem Pick-up immer schwierig ist. Er muss sich leer genauso gut handeln lassen wie mit einer Tonne Schotter oder einem Festmeter Holz auf der Ladefläche. Irritieren­d aufgefalle­n ist uns dabei, dass es auf dem Laderaumbo­den keine Verzurröse­n gibt. Ladung kann man nur an Schienen hoch oben an den Bordwänden festmachen.

Als V6 kostet die MercedesX-Klasse ab 51.288 Euro (brutto), gegen 5000 Euro Aufpreis erfüllt er ziemlich viele Wünsche inklusive Anhängerku­pplung, Sperrdiffe­renzial und 360-Grad-Kamera. (rie)

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[ Clemens Fabry]

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